Wildkirschen auf unserem Waldftriedhof

Mit fünf Generationen Erinnerungs-Kultur

Diese Textfassung ergänzt und korrigiert die 2 bisherigen Texte zu unserem Freienohler Waldfriedhof am Weg zu unserem Küppel.

Eine Großmutter, Mutter mit zwei Kindern und dem „Internet“ besuchen unseren Waldfriedhof. Die fünfjährige Tochter: „Oma, hier liegen so viele Kirschen. Die sehen so lecker aus!“ Die Großmutter: „Das sind Wild-Kirschen, Die liegen da nicht zum Schlecken und nicht zum Lecken. Sie geben uns viele, viele Zeichen.“ Die Mutter zur Tochter. „Du kannst die Wildkirschen sortieren: „Die auf dem Grab von Opa liegen, lass da schön liegen. Die auf dem Weg und im Weg liegen, die fege zusammen mit den hinderlichen Blättern, Da kommt schon dein Bruder mit dem leeren Eimer.“ Der vierzehnjährige Junge füllt den Abfalleimer wieder und erzählt, auch das, was er in der Schule gelernt hat: „Die Waldarbeiter haben gerade wieder einen Wildkirschen-Baum fällen müssen, Der war auch gestorben und gab keine Zeichen mehr zur Erinnerung. Denn unsere Erinnerung macht uns verantwortlich für jetzt und für unsere Zukunft.“ Die Großmutter weiß sofort weiter: „Doch die Erinnerung stirbt nicht. Die Wildkirsche ist ein Zeichen für Liebe, Zärtlichkeit, Lebensfreude, Glück, für Sorge, für Fürsorge, Geduld, Ausdauer… Sie sind auf dem Grab Zeichen für die Ewigkeit.“ Großmutter macht eine kleine Erinnerungs-Pause gegen die Vergesslichkeit der Erinnerungs-Kultur. Dann sagt sie ganz kurz: „Der nächste Wildkirschen-Baum war schon gesetzt und wächst. Das schafft auch unsere Friedhofs-Verwaltung unserer Kreis- und Hochschulstadt Meschede.“ – Das Internet hat vielleicht noch gründlicher gespeichert dieses Zitat: „Für Großeltern und Urgroßeltern ist die Vergesslichkeit der Erinnerung keine Dummerhaftigkeit.“

Heinrich Pasternak, Januar 2023