Gedenken an Sr. Marialdis

Schwester Marialdis MSC – Maria Bäumer

GEDENKEN -  DANKEN -  ERINNERN



Zwei zusammen gehörende Texte:
der eine Text kommt aus Münster-Hiltrup, von der deutschen Ordensleitung der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu, von Sr. M. Gonzaga Volkert MSC;
der andere - eingeschobene -  Text schildert dankbar Freienohler Erinnerungen.

„Du Sonne der Gerechtigkeit, Christus, vertreib in uns die Nacht,
dass mit dem Licht des neuen Tags auch unser Herz sich neu erhellt!
Aus dem Hymnus zur Fastenzeit
Heute Morgen, am 8. März 2014 gegen 8.00 Uhr war für Schwester Marialdis die Nacht zu Ende . Sie wurde von Christus in die Ewigkeit gerufen, um immer im Licht seines Angesichts zu leben:
Schwester Marialdis MSC – Maria Bäumer; geboren: 23. April 1927 in Dolberg bei Ahlen Erste Profess: 16. August 1955. Gestorben in unserem Schwesternhaus und Kloster St. Elisabeth in Arnsberg-Oeventrop.
Schwester Marialdis wuchs mit vielen Geschwistern in einem christlichen Elternhaus auf.
Nach Beendigung ihrer Volksschul- und Berufsschulpflicht machte sie 1942 ihr Pflichtjahr (so hieß in der NS-Zeit in nicht selbstbestimmtes Lehrjahr) auf einem Bauernhof. Danach blieb sie weitere 3 Jahre dort als Lehr-Köchin.  Trotz ihres jungen Alters erwies sie sich als umsichtig, selbstständig und verantwortungsbewusst in allen ihr übertragenen Arbeiten. Anschließend setzte sie ihre Fähigkeiten im elterlichen Haushalt ein, bis sie am 12. Januar 1954 in unsere Ordensgemeinschaft eintrat. Eine ihrer Schwestern entschied sich für das Ordensleben bei den Schönstätter Marienschwestern.
Von 1957 bis 1960 absolvierte sie sie erfolgreich die Ausbildung zur Krankenschwester im Herz-Jesu-Krankenhaus in Hiltrup. Sie wurde in der ambulanten Krankenpflege eingesetzt, erst einige Jahre in Hellefeld und Marl-Hüls, dann insgesamt 32 Jahre in Freienohl. Hier hatte sie ein weit gefasstes Arbeitsfeld. Ihre Hauptaufgabe war die Tätigkeit als ambulante Krankenschwester. Viele Jahre war sie Mitglied des Pfarrgemeinderats und versah verschiedene Dienst in der Pfarrkirche, z.B. als Kommunion-Helferin, Küsterin und sorgte für den Blumenschmuck. In der Schwestern-Kommunität hatte sie das Amt der Vorsteherin inne. Es machte ihr immer Freude, im Haushalt und Garten zu helfen.
Schwester Marialdis war in Freienohl hoch angesehen. Ihr Einsatz für alte und kranke Menschen wurde sehr geschätzt. Nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst war ihr Da-Sein segensreich für den Ort. Sie verstand es, für ein gutes zwischenmenschliches Klima zu sorgen. Bis heute bestehen rege Kontakte zu Orts- und Gemeindemitgliedern und so mancher Freienohler nahm Anteil an ihrem weiteren Lebensweg.“

Hier wird der Ordens-Nachruf unterbrochen mit konkreten Beispielen ihres Lebens für unser Freienohl:

Sr. Marialdis hat das wöchentliche Rosenkranz-Beten für den Frieden in der Welt in unserer Freienohler St. Nikolaus-Pfarrei übernommen oder angefangen, jeden Donnerstag, am sogenannten Priester-Donnerstag, um 15 Uhr, 30 Minuten; begonnen wird mit einem möglichst alten, traditionellen Mutter-Gottes-Lied;  auch die drei geradezu klassischen, heutzutage kaum bekannten Gebete seien zitiert: Herr Jesus Christus, du rufst Menschen... Unter deinem Schutz und Schirm... Maria, mit dem Kinde lieb... Gewiss auch dank Sr. Marialdis hat die kleine Gebets-Gruppe dieses traditionell abendländischen, alt-europäischen Betens die Erfahrung gemacht: Gott lernt man kennen und man wird ihm gerecht durch Beten.  Als Sr. Marialdis – vor einigen Jahren -  Firm-Katechetin war, da war es ihr gelungen, ihre Gruppe Mädchen und Jungen zum wöchentlichen Mit-Beten zu begeistern. Die Tage sagte mal ein Freienohler geradezu stolz: Ich war auch dabei!

Für die Küsterin Sr. Marialdis war der wunderschöne und reichhaltige Blumen-Schmuck im Altarraum unserer Kirche ihre Spezialität! Geradezu raffiniert gemeinsam mit vielen Gemeinde-Mitgliedern. Sr. Marialdis kannte in Freienohl die kleinen und großen privaten Blumen-Gärten und genau so selbstverständlich die geschäftlichen Gärtnereien. Ob die Blumen wenig oder viel oder gar nichts gekostet haben, das wissen die Spender und im Himmel Sr. Marialdis. Das Raffinierte einer Blumen-Stifterin: sie sagte ihrem Mann: „Du Kannst ruhig in die Kirche mitkommen. Da stehen unsere Blumen am Altar!“ Der Mann ging mit und erzählte nach dem Hochamt seinen Freunden stolz: „Da stehen meine Blumen!“ Dasselbe sagten andere Männer an einem anderen Sonntag. Eine Eintrittskarte für Männer in den Himmel. Schon vor Jahren Neuevangelisierung von Sr. Marialdis!

Die Kläppsterer, Jungen und Mädchen sammelten bei ihrer extra lauten Karsamstags-Aktion auch ungekochte Ostereier, manchmal im Bollerwagen vorsichtig – oder auch nicht – hinter sich her ziehend, etwa bis 1995. Die gaben sie im Schwesternhaus bei Sr. Marialdis ab. Ihre Schwestern kochten die Eier, malten sie bunt und schenkten sie weiter – früher an ganz arme Leute. Sr. Marialdis kannte auch jetzt noch welche!

Die Schwestern-Kapelle im ersten Stock im Alten Schwesternhaus an der Hauptstraße (jetzt Familie Clive Wattison) war für die meisten Freienohler tabu. Eine Ausnahme waren die Mädchen und Jungen der Firm-Gruppe von Sr. Marialdis und ihrem Mit-Katecheten. Die Atmosphäre in diesem kleinen Gottes-Haus war ein ganz besondere. Sogar die Kerle waren mucksmäuschenstill. Sr. Marialdis brauchte gar nichts sagen. Das Schweigen war auch Gebet, ungewohnt für die jungen Leute.

Unsere Hiltruper Schwestern knieten beim Gottesdienst immer vorn in der ersten Bank, natürlich links auf der Frauen-Seite, alte Bräuche. Der Alt-Ministrant musste noch „mal eben“ von der Sakristei in die alte Sakristei, vor den Schwestern entlang. Die wohl Erste dieses „Gesichts“ war schon vor ein paar Jahren Sr. Rictrudis – mit der gleichen Szene. Sr. Marialdis macht ihm ein Stopp-Zeichen: „Sehen Sie da über Jesus die Eule?“ Ein erschrockenes Herumblicken. Bloß jetzt kein Vogel im Altarraum! Weiter  Nach der Messe in aller Ruhe und nach einer Weile mit Schmunzeln: „Schwester, was Sie alles sehen!“ Wer da in der Schwesternbank kniet oder sitzt und zum Altar-Kreuz hinaufschaut, der entdeckt in dem Namensschild INRI eine Eule, das Zeichen, das Symbol für Weisheit! Die Gebets-Erfahrungen durch die Jahre unserer Schwestern: Jesus am Kreuz. Über ihm das Schild, die Eule: Weisheit! Typisch Sr. Marialdis! Danke!

Ihre Liebe zur Schöpfung, konkret: „Ich will das für dich Gute und ich tu das“ hat Sr. Marialdis auch so praktiziert: Sie wusste und empfahl, wo ein Hund, eine Katze zu kaufen war. Ob im Himmel auch Tiere sind? Sr. Marialdis weiß es, wenn dort ein Freienohler Hund sie anbellt oder eine Katze miaut. Von einem krähenden Hahn oder einem gackernden Huhn aus Freienohl weiß das irdische Hören-und-Sagen nichts.

Sr. Marialdis hat auch einmal im Jahr eine ganz große Gesellschaft tüchtig zum Lachen gebracht! Damals, zusammen mit unserem Gemeinde-Referenten Hubertus Feldmann. Die Beiden durften zusammen auftreten beim Frauen-Karneval unserer kfd. Welchen Sketch die Beiden über die Schafe und Hirten gemacht haben, das weiß nur noch die kfd – von damals.

Sr. Marialdis´ kurzer Knopf-Druck auf die Zündmaschine und ein dumpfes Wummern mitten im Hemberg-Autobahn-Tunnel ließ die einzigartige Taufpatin zum genau richtigen Zeitpunkt, nämlich am Fest der Hl. Barbara, am 4. Dezember 1996 glücklich lächeln. - zum ökumenischen Tauf-Gottesdienst mit Pfarrer Werner Gerold und Diakon Heinz Dieter Nehls, am Altar rund 60 Mater tief im Berg, 32 Meter unter dem Kamm guter typisch sauerländischen Gebirgsqualität: quarzistisch gebundener Mittelsandstein mit Grauwacke.  Nach der Tunnel-Taufe war am Ausgang des Tunnels zugunsten der Bauarbeiter und der 60 offiziellen Gäste und Freienohler „Maut“ fällig mit hochprozentigem „Tunnel-Wasser“, strahlend serviert von Sr. Marialdis.

Einmal kam einem der ganz neuen Ministranten mitten beim Üben der Kniebeuge, des Hände-Faltens der Gedanke: „Warum hat Schwester und die Schwestern überhaupt immer so ganz eigenartiges Zeug an?“ -  „Die anderen Frauen, die jungen und die alten, haben viele Kleider und so, um sich schön zu machen. Die Schwestern haben keine Zeit dafür. Die müssen überall und sofort helfen können!“ -  „Ach so. Ich verstehe.“ - Viele, zahllose Freienohler wissen, dass Sr. Marialdis ihnen geholfen hat; wann und wie und wobei, das wissen nur sie. Danke, Sr. Marialdis!

Körperlich ganz allein auf sich gestellt schaffte Sr. Marialdis manches nicht mehr. Aber Hand in Hand mit Sr. Wilburgis!  Nach einer Sonntagsmesse erlebte das der Alt-Ministrant in der Sakristei beim Aufräumen. Etwas lag am Boden. Da kniete Sr. Marialdis und war mit  ihrer einen Hand am Aufheben. Ihre andere Hand hielt Sr. Wilburgis, die frühere Kindergarten-Leiterin. Sie half Sr. Marialdis wieder hoch, auf die Beine. Allein ging das nicht mehr. O, Ihr beiden Schwestern, jetzt seid Ihr zusammen! Danke

Nun folgt der Schlussteil vom Ordens-Nachruf der Hiltruper Missionsschwestern:

„Nachdem unsere Schwestern 2006 ihre Tätigkeiten in Freienohl aus Gesundheits- und Altersgründen aufgeben mussten, kam Schwester Marialdis zunächst nach Hellefeld. Sie beteiligte sich an den allgemeinen Arbeiten, soweit sie es gesundheitlich konnte. Nach 5 Jahren war auch hier die Zeit der MSC-Präsenz zu Ende  und Schwester Marialdis siedelte 2011 um zum MSC-Elisabeth-Heim nach Oeventrop. Sie fand immer wieder Möglichkeiten, durch viele kleine Gesten anderen Menschen Freude zu bereiten.
In letzter Zeit ließen ihre Kräfte stetig nach. Ihre Angehörigen sorgten sich sehr um sie. Seit einigen Tagen wachten Mitschwestern Tag und Nacht an ihrem Krankenlager. Ruhig erwartete sie das Kommen Christi. Heute Morgen ging für sie das Licht des neuen Tages in der ewigen Seligkeit des Himmels auf.
Schwester Marialdis gab als Krankenschwester und als MSC Zeugnis von der Liebe Christi. Dafür sind wir ihr dankbar. Dank gilt auch unserem Gott, dass Er sie uns als Mitschwester geschenkt hat.
Wir begleiten Schwester Marialdis am Dienstag, dem11. März 2014 um 14.00 Uhr zu ihrer letzten irdischen Ruhestätte auf dem Friedhof in Oeventrop. Anschließend feiern wir den Auferstehungs-Gottesdienst in der Kapelle des Elisabeth-Heims.
Münster-Hiltrup, den 8. März 2014
Für die Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu:
Sr. M. Gonzaga Volkert MSC“

Leden Sie dazu auch: Schwester Marialdis - 50 jähriges Ordensjubiläum

Zwischentext: Heinrich Pasternak