GEDENKEN  -  DANKEN  -  NACHMACHEN

UND ZUGLEICH:
unsere Freienohler wirklich glückliche Erinnerung,
angefüllt mit ehrlicher Dankbarkeit
an alle Hiltruper Ordensschwestern und an alle Kindergärtnerinnen,
die zum körperlichen, persönlichen, seelischen Wohl unserer Kinder und ihrer Eltern
in unserer - zunächst – Kinder-Bewahrschule, im Kindergarten, in der KiTa , der Kinder-Tagesstätte, dem Familien-Zentrum unserer St. Nikolaus Pfarrei
gelebt, gearbeitet haben, nun im Himmel sind
oder hier auf Erden Feierabend haben
und an alle, die weiter unter uns leben und arbeiten!

Hier folgen zwei zusammen gehörende Texte.
Der eine Text kommt aus Münster-Hiltrup, von der deutschen Ordensleitung der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu: von Sr. M. Gonzaga Volkert MSC.
Der andere – eingeschobene – Text schildert dankbar  Freienohler Erinnerungen.

„Wort Gottes, dessen Macht und Ruf
im Urbeginn die Welt erschuf,
Du bist der Anfang und das Ende.“
Hymnus aus der Laudes des Tages

Das Wort Gottes rief vor 85 Jahren unsere Schwester Wilburgis ins Leben. Heute Vormittag gegen 8.00 Uhr ging ihr irdisches Dasein zu Ende. Nun lebt sie in der Ewigkeit , um Gott zu loben und zu preisen.
Sr. M. Wilburgis MSC – Anna Hillen.  -   Geboren: 09.10.1927 in Emsdetten.   –   Erste Profess: 03.02. 1950.  -   Gestorben: 31.10.2012 in unserem Schwesternhaus und Kloster St. Elisabeth in Arnsberg-Oeventrop.
Schwester Wilburgis wuchs mit sieben Geschwistern in einer Kaufmannsfamilie auf. Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme und Zuverlässigkeit waren ihr daher vertraut und selbstverständlich.  In ihrer Familie bekam sie auch die Grundlagen für ein religiöses Leben vermittelt.
Nach der Entlassung aus der Volksschule besuchte sie die hauswirtschaftliche Oberschule. Danach verband sie das theoretische Wissen mit praktischen Erfahrungen in der Führung eines Haushaltes.
Schon in jungen Jahren verspürte Schwester Wilburgis den Wunsch nach einem Leben ganz im Dienst für Gott und die Menschen. So trat sie am 2. Juli 1948 in unsere Ordensgemeinschaft der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu ein.
Schwester Wilburgis liebte schon immer Kinder. Sie freute sich und war dankbar, dass sie nach Noviziat den Beruf der Kindergärtnerin und Hortnerin erlernen konnte. Mit viel Einsatzbereitschaft und Hingabe arbeitete sie viele Jahre in diesem Beruf.
Ihre erste Wirkungsstätte war das Kindererholungsheim in Norderney. Liebevoll umsorgte sie die erholungsbedürftigen Kinder.  Einige unter Heimweh leidenden Kinder fanden in ihr eine mütterliche Trösterin. Das bezeugte vor einiger Zeit  ein ehemaliges Kind, das sich als Erwachsener auf die Suche nach dieser Schwester machte, sie fand und in Oeventrop besuchte, um ihr zu danken für ihre damalige Zuwendung.
Nach Aushilfseinsätzen in Dorsten und Werries kam Schwester Wilburgis am 1. Januar 1962 nach Freienohl.  Fast 45 Jahre lebte sie in diesem Ort und war tief verwurzelt  im Gemeindeleben und sehr geschätzt bei der Bevölkerung. Sie gab ein überzeugendes Beispiel gelebter Treue in ihrem menschlichen, religiösen und beruflichen Leben. Für Gott da sein und sich für Menschen einsetzen, gehörte für sie zusammen. Ihre Arbeit im Kindergarten war professionell, orientiert an den aktuellen Anforderungen, und geschah immer liebevoll. Sie sah die Kinder groß werden und betreute später deren Kinder. Bis in die heutige Zeit bestanden gute Kontakte zu „Ehemaligen“.“

Nun folgt der Zwischentext von Freienohlern für Freienohler.
Beim Abschreiben des Rahmentextes der Schwester Oberin Sr. M. Gonzaga MSC tauchten bei einigen Daten und Wörtern Einfälle auf, deren knappe Skizzierung mit ins Ordensleben von Schwester Wilburgis gehören und uns Freienohlern unsere Erinnerung herzlich festigen möchte.
Vorher lohnt sich ein Weg durch Emsdetten mit Google Earth, auch wenn sich diese Stadt nördlich von Münster inzwischen sehr verändert hat; doch einige alte Gebäude und Straßen hat das Kind und junge Mädchen Anna Hillen gewiss gut gekannt.

Im Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Das 17-jährige junge Mädchen hatte die Flieger- und Bomben-Angriffe erlebt und dass manche Söhne und Väter, Verwandte nicht mehr nach Hause kamen, Gefallene. Und sie kann manche Nachkriegs-Not wahrgenommen oder auch mitgemacht haben, z.B. mit dem Hamstern von Kartoffeln und Korn heraus aus Emsdetten, aus Münster aufs Land zu den Bauern.
Münster, ihre Bischofsstadt, - Hiltrup, die Hiltruper Schwestern hat sie kennengelernt. Mitten im Sommer, am 2. Juli 1948, trat die 20-jährige junge Frau in diesen Orden ein.
Kniend, im Gottesdienst empfing sie ihren Ordensnamen: Schwester Wilburgis Missionsschwester vom Heiligsten Herzen Jesu. Das Heiligste Herz Jesu war viel mehr als ein Symbol. Ihr Leben prägten auch die Symbole ihrer Namenspatronin, die Schlange und die  weiße Linie. Im Orient, im Alten Testament, in der Medizin ist die Schlange ein Heilszeichen für Weisheit, Erleuchtung. Jesus selbst sagt: „Seid klug wie die Schlangen!“ (Mt 10,16) – Die weiße Lilie  ist das Symbol für charakterliche Reinheit, Keuschheit, Innerlichkeit, Bescheidenheit, Barmherzigkeit, Frieden, Würde, geistige Klarheit.
Zwei Jahre später, am 3. Februar 1950 feiert Sr. Wilburgis MSC ihre Erste Profess, ihr erstes öffentliches Ordens-Gelübde.  In diesen zwei Jahren hat sie gelernt, „die Armen im Herzen Christi zu lieben“. Sie hat erkannt, „dass wir in der Welt von heute einer  vielgestaltigen Armut begegnen: Ungeborgenheit, Unsicherheit, Leiden, Einsamkeit, Entzweiung der Menschen, geistige Orientierungslosigkeit, Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Missbrauch, zerschlagene Hoffnungen, Ausweglosigkeit, Obdachlosigkeit, und andere Formen der Not.“
Ihre berufliche Qualifikation mit dem Zeugnis der Kindergärtnerin und Hortnerin, Heim-Erzieherin (also auch für kleine und große Schulkinder) hat sie mit 3 Fachschul-Jahren am 24. Januar 1953 erreicht. Sie kam gleich nach Norderney. Hier war das Kinder-Erholungsheim St. Ludgeri-Stift das Lebens- und Arbeitsfeld der Hiltruper Schwestern, 1954 mit der Erweiterung St. Josefs-Haus. Sr. Wilburgis bewährte sich. Die Leitung dieses Hauses wurde ihr im September 1955 anvertraut, - mit 28 Jahren. In diesem Jahr, 5 Jahre nach der Einfachen Profess, legte sie ihr Ewiges Gelübde ab. Zwei kurze Zitate aus den Grundsätzen der Spiritualität der Hiltruper Schwestern: sie leben „im Namen Jesu Christi, des Königs der Armen... Den Prunk und die Eitelkeit weltlichen Auftretens und erkünstelten Wesens  müssen sie fliehen und verabscheuen...“ -  4 Jahre später, am 24. November 1859 haben sich die Hiltruper Schwestern von Norderney verabschiedet.
Sr. Wilburgis übernahm Aushilfen in Dorsten und Hamm-Werries, bis zum 1. Januar 1962.
Da übertrug die Hiltruper Ordensleitung die Leitung unseres Freienohler  St. Nikolaus Kindergartens an Sr. Wilburgis. Ihre berufliche Erfahrung in der Kindergarten- und Heim-Pädagogik und ihrer Leitungs-Praxis und alles umfangen von der Spiritualität der Hiltruper Schwestern waren für unzählige Freienohler Kinder und ihre Eltern, ihre Mütter noch mehr als ihre Väter, ein unschätzbarer Wert und Gewinn, überzeugend praxisbezogen bei manchmal etwas anderem pastoral-klerikalem und politisch-behördlichem Gehabe.
Lehrer der Fachschule für Sozialpädagik der Beruflichen Schulen Meschede haben gern ihre Schülerinnen bei Sr. Wilburgis besucht. Mit ihnen und mit ihr ergab sich immer ein aktueller und attraktiver Erfahrungsaustausch. In jenen Jahren waren die psychologisch und pädagogisch gewichtigen Themen: Gruppen-Pädagogik, Gruppen-Dynamik, Psychosoziale Entwicklung und Systemische Psychologie. Die wurden praktiziert im St. Nikolaus Kindergarten beim Spielen und Singen, Tanzen und Sport, Erzählen und Zuhören, Mahlzeiten und Ausruhen... Die unterschiedliche Herkunft der Kinder: gesunde und behinderte,  mit wohlhabenden und weniger wohlhabenden Eltern, aus glücklichen und weniger glücklichen Ehen, deutschen und ausländischen, religiös verschieden geprägte... So geradezu äußerst vorteilhaft auch für die sozial-politische Reife, etwa im Vergleich zu linear-pädagogisch erzogenen Kindern bei Tagesmüttern.
Eine zukünftige Erzieherin bewunderte Sr. Wilburgis wegen ihres Ordens-Kleides: „Bei manchen Jungen aus anderen Kulturen bewirke ich, weil ich eine Frau bin, auch mit freundlichen Worten nichts. Sr. Wilburgis lächelt und der Junge – auch und tut´s!“
Das sich immer gründlichere Beobachtungsvermögen von Merkmalen Narzisstischer Persönlichkeitsstörungen lässt auch klarer wahrnehmen die ganz andere MSC-Spritualität. Sshcwester Wilburgis MSC, danke!
Und danke schön an Frau Eleonore Merdzanovic, ihrer Nachfolgerin!
Und alles Gute für deren Nachfolgerin mit ihren Mitarbeiterinnen!

Nun folgt die Fortsetzung des oben angefangenen Briefes der MSC-Ordensleitung:
„Als die  Schwestern  (Sr. Marialdis, Sr. Patricis und Sr. Wilburgis) Freienohl verließen, kam Schwester Wilburgis in unsere Einrichtung nach Hellefeld. Hier half sie bei allen anfallenden Arbeiten, soweit sie es kräftemäßig konnte. Nach 5 Jahren war ein erneuter Wechsel  des Wohnortes notwendig und sie siedelte über nach Arnsberg-Oeventrop, um im Elisabeth-Heim einen guten Lebensabend zu verbringen. Schon bald wurde jedoch eine schwere Erkrankung festgestellt. Eine Operation brachte zwar Linderung, konnte den Krankheits-Prozess aber nicht aufhalten. In den letzten Tagen wachten Mitschwestern bei Tag und bei Nacht an ihrem Bett.
Heute morgen wurde sie von ihrem geduldig ertragenen Leiden erlöst.
Wir sind Schwester Wilburgis dankbar dankbar für ihr stilles, bescheidenes und dennoch so segensreiches Leben und Wirken in unserer Ordensgemeinschaft. Unser Dank richtet sich auch an Gott, der diese Frau zu uns geführt hat.
Schwester Wilburgis findet ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Oeventrop. Am Dienstag, dem 6. November 2012 um 14.00 Uhr werden wir sie dorthin begleiten.
Nach der Beerdigung feiern wir den Auferstehungs-Gottesdienst für unsere verstorbene Mitschwester in der Kapelle des Elisabeth-Heims in Oeventrop.
Münster-Hiltrup, den 31. 10.2012
Für die Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu, Sr. M. Gonzaga Volkert MSC“

Zwischentext: Heinrich Pasternak
Zum dankbaren Rückblick auch zu Frau Ruth  Kleinfeller und Frau Olga Rocholl:
freienohler.de: Auf dem Weg zur Kinderbewahr- und Nähschule,  
Die Kinderbewahrschule - 1910 bis heute