Zuerst Weihnachts-Krippe-Besuch,  dann spirituelles Durchschauen der Sakralität unserer St. Nikolaus-Kirche mit Rundgang und Ruhe

Dabei sind dies unsere spirituellen Informationsziele:

 

Ökumenische Jüdisch-christliche Tiefenschichten

-       am Beispiel der Restauration des Altars 1987,

-       am Beispiel der Kirchenfenster von 1959.

Dazu gehört auch die kirchenpolitische Position der St. Nikolaus-Pfarrei gegen das schon deutliche Nazi-Regime um 1930 am Beispiel des Heinrich Repke-Kreuzwegs.

Zum Kreuzweg liegt zum Mitnehmen ein Doppel-Flyer am Schriften-Stand im Turm.

 

Ökumenische katholisch-evangelische Praxis am Beispiel der Altar-Leuchter von 1959. Davor war 2 Jahre lang – während des Baus ihrer Kreuz-Kapelle - die evangelische Gemeinde Freienohls mit ihren Gottesdiensten zu Gast in unserer Pfarrkirche. Zum Dank schenkte uns die evangelische Gemeinde 6 Altar-Leuchter, die - aus gleichem Material - zum Ambo, zum Tabernakel, zum Taufbecken, zum Leuchter für die Osterkerze passen; Firma Winkelmann Günne-Möhne.

Ganz das Gegenteil war der peinliche un-ökumenische Streit von 1888/89. Ausführlich im Festbuch „1753-2003 : 250 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus Freienohl“, Seite 68-73; im Pfarrbüro Twiete zu kaufen.

 

Vorn im rechten Seitenschiff steht neben dem Seitenaltar ein siebenarmiger Leuchter. Heutzutage ist bekannt: er ist das Symbol für den jüdischen Menorah-Leuchter. Der ist ein entscheidend heiliges Zeichen des Alten Volkes Gottes fast inmitten seines Heiligtums; zunächst im Heiligen Zelt, dann im ersten und zweiten Tempel in Jerusalem. Letzterer wurde im Jahre 70 n. Chr. von den Römern zerstört, die Menorah wurde mit nach Rom verschleppt und ist dort verloren gegangen. Inzwischen, seit 1948 ist die Menorah das Staatswappen des neuen Volkes Israel und das Stadtwappen von Jerusalem. – Die Erinnerung an die eigene Herkunft aus dem Alten Volk Gottes mit seinem unerschütterlichen Ein-Gott-Glauben (Monotheismus) ist den Christen äußerst wertvoll. Mit der Entfaltung, Entwicklung des jüdischen Ein-Gott-Glaubens zum christlichen Drei-Einen-Gott weiß sich das Neue Volk Gottes nach vielen hundert Jahren vieler grauenhafter Schändlichkeiten – Holocaust - endlich dem Ersten Volk Gottes tief verbunden. Und durch Jesus Christus in neues Licht geführt. – Übrigens: eine fast ähnliche Erfahrung macht, wer den Würzburger St. Kilians-Dom betritt, ein theologisch und ökumenisch gelungenere Stellung der Menorah. Ein siebenarmiger Leuchter steht als Totenleuchter z.B. im Dom von Essen und Münster zur Erinnerung an die Gründer-Persönlichkeiten; Äbtissin Mathilde in Essen, 10. Jh. Solche Gedenkleuchter sind freilich nicht zu verwechseln mit der Menorah.

 

Eintreten und Rundgang, Schauen und sich Ruhe gönnen:

Etwas ganz Besonderes ist der Türgriff am Hauptportal: ein Fisch.

Der Fisch war zur Zeit der ersten Christen Zeichen für Jesus Christus. Auf Griechisch (damals gab es noch nicht die Allerwelts-Sprache Englisch) heißt: „Fisch“= ICHTHYS = I/Jesus – Christus – Theos Hyos – Soter = auf Deutsch: Jesus, Christus, Gottes Sohn, Erlöser. Und der Fisch war zugleich ein Zeichen für die Christen, ein Erkennungszeichen zur Zeit der Christen-Verfolgung: mit dem Fuß hatte man so ganz nebenbei auf dem Erdboden einen Fisch gezeichnet; Christen erkannten sich und hielten zusammen. Die anderen kannten das Zeichen nicht.

 

Hinter der Glastür gleich rechts in der Nische steht der Hl. Franziskus. Wer schon mal in Assisi war, erinnert sich an das berühmte Gemälde von Giotto: die Kirche steht ziemlich schief, Franziskus bewahrt sie mit all seiner Kraft vor dem Einsturz. Die Kirche hoch zu halten, ist heutzutage Aufgabe jedes gefirmten Christen, bedarf keines ausdrücklichen Ehrenamtes. Die sonst streitsüchtigen und kriegerischen Tauben sind dank der friedfertigen Dialogfähigkeit dieses Heiligen zum Friedenszeichen geworden. Mit dem Kreuz in der Hand hat der Heilige nicht sich in den Vordergrund gestellt sondern Jesus Christus als den Gekreuzigten. Den hat Franziskus so verinnerlicht, dass er mit den Wundmalen Jesu ausgezeichnet worden war. Die lebendige Farbe des Totenschädels ist auch ein Signal für den Glauben an die eigene Auferstehung. So spricht Franziskus vom „Bruder Tod“. Und das kleine Buch in seiner Linken enthält natürlich „das Wort des lebendigen Gottes“. Für das Betreten unserer Kirche ein hintergründiges Erzählbild!

 

An der gegenüberliegenden Wand steht unsere Hl. Cäcilia. Mit ihrem gleichnamigen und darum auch meisterhaften Freienohler Chor sorgt sie für den guten Ton in unserer Kirche. Selbstverständlich ist unsere Heiligenfigur nicht aus irgendwelchem Holz geschnitzt, sondern zum Andenken aus einem extra aufbewahrten Balken unseres ehemaligen Küsterhauses (an der Ecke von Nikolaus- und Krumme-Straße) und von einem Freienohler Künstler. Leihweise ist die Hl. Cäcilia bei uns, denn wenn unsere Christen keinen Wert mehr legen auf ihr Patronat, dann ist sie vielleicht dahin umgezogen, wo die alten und neuen Kirchenlieder glaubwürdig gesungen werden. Und: im Heiligtum, im sakralen Raum, in der Kirche werden andere Lieder gesungen: Heilig, heilig, heilig.

 

Und wieder an der gegenüberliegenden Wand stehen die Hl. Drei Könige. Aus Eichenholz geschnitzt vom Hellefelder Künstler Helmut Gördes. Eingeweiht am 6. Januar 2001. Die Hl. Drei Könige waren keine dummen Leute; sie durchschauten die naturwissenschaftlich wahrnehmbaren Zeichen ihrer Zeit und mit ihren symbolgeladenen Geschenken – Gold, Weihrauch und Myrrhe - war ihr Ziel die Krippe: Gott wird Mensch, Jesus ist der König, Messias, Christus. Ihre Richtung ist eindeutig. Sie gehen nicht irgendwo herum, gehen nicht nach draußen, steigen nicht aus. Sie gehen hinein in diese Kirche, zum Altar: zum Beten, noch genauer: zum Anbeten. Typisch für einen sakralen Raum wie eine katholische Kirche.

Vor dem Weitergehen noch ein Einschub:

Baugeschichtlich ist der erste Kirchenschiff-Teil die ganz alte Kirche. Der Altarraum befand sich wohl direkt hinter jetzigen Quergang. Der Turm wird erst 1628 erwähnt. Diese ganz alte Kirche wird 1750 größtenteils abgerissen und bis 1753 neu aufgebaut zur alten Kirche. Im Vergleich zur jetzigen Kirche endet das einschiffige Gebäude mit dem Altarraum etwa bis zu den jetzigen Altarstufen. 1886 entsteht dann die jetzige Kirche mit dem Erweiterungsbau (ausführlich steht alles im „Festbuch“: „1753-2003, 250 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus Freienohl“).

Nun zum Zentrum unserer Kirche, den eigentlichen Sakral-Raum

Unser Altar ist das Zentrum unserer Kirche. Am Fuß in Stein gemeißelt Feuer-Flammen – mitten in der Wüste: das Mose-Erlebnis vom brennenden Dornbusch. „Bleib stehen! Hier ist heiliger Ort!“ Hier offenbart Gott seinen Namen. Auf Hebräisch: „Jahweh“. Auf Deutsch: „Ich war immer für euch da – ich bin immer für euch da- ich werde immer für euch da sein!“ Auf diesen Namen hat das Alte Volk Gottes Israel gesetzt, sicher noch über den heutigen Tag hinaus. Allerdings ist auf diesem Altar das Kreuz in der Mitte. Das Zeichen des Neuen Volkes Gottes. Das Programm ist fast dasselbe. Der Altar ist ein Symbol, Ausdruck einer tieferen Wirklichkeit. Der Altar steht hier in unserer Kirche an Stelle von Jesus Christus. – Zum einen: Der Altar ist die Stelle, an der Gott in unserer Feier der Hl. Messe das Kreuzes-Opfer Jesu Christi gegenwärtig macht. Diese ganz außer-ordentliche Vergegenwärtigung ist das Handeln Gottes, nicht unser Handeln. – Zum anderen: Der Altar ist der Thron Jesu Christi. Dazu zweierlei. Einmal: Der Altar ist der Thron Jesu Christi bei seiner Wiederkunft. Darum haben Christen seit Jahrhunderten diese Namen für Jesus Christus: Sohn Gottes – Erlöser der Welt – Verkünder des Reiches Gottes – Fürst des Friedens – Ewige Weisheit – Lebendiges Wort Gottes – Hoherpriester – Gerechter Richter – Vater der Zukunft – unser Herr – unser Freund – unser Bruder – unser Lehrer – kosmischer Christus… Christen beten eben nicht erst seit gestern. – Dann: Der Altar ist der Thron Jesu Christi als Tisch des Herrn beim Eucharistischen Mahl. Dieses Mahl wird nicht verwechselt mit einer schön gedeckten und Blumen geschmückten Festtafel. Dieses Mahl gleicht eher dem alt-israelitischen Pascha-Mahl, stehend in der Aufbruchs-Bereitschaft in das Neue Land. Geht im Schalom. Geht los mit Gott in seinem Friedensauftrag!

Eine entfaltete vertiefende Wiederholung für Wissbegierige::

„Jesus bleibt bei uns“ Das ist genau so viel, das ist genau so genau wie der wohl älteste Name für Gott vom Alten Volk Gottes, das heißt: von den Israeliten, von den Juden: ELOHIM. EL = Gott; (OH) IM = Plural-Form. Aber: nicht mehrere oder viele Götter, also kein Polytheismus. Eher: oberste Spitze, oberster Gott, Herr über alles, “Vater der Jahre“; inzwischen gibt es das Wort „ewig“. Das Wort El / Elohim kommt aus Ugarit, dem phönizischen Stadtstaat im nördlichen Syrien, bis ins 6. Jahrtausend v.C. zurück reichend.

ISRAEL = die Menschen des einzigartigen, obersten Gottes EL.

Is / Isch = hebräisch: Mann, Mensch.

Ein deutlicher Stolz der Israeliten: „Unser Gott – EL – ist auch der Gott über Götter!“ Auch oft ärgerlich für andere Völker anderer Religionen.

Der andere Name für Gott aus der Geschichte von Mose vor dem brennenden Dornbusch: Altes Testament, Buch Exodus 3,14: JAHWEH. Oft auch geschrieben: JHVH. In deutscher Umschrift aus dem Hebräischen; die vier Konsonanten, das Tetragramm, J – H – V – H : Jod – Ha – Vau – Ha. Als semitische Sprache von rechts nach links geschrieben, also: Ha – Vau – Ha – Jod. Heutzutage meist gesprochen: jachwech; ch = Rachenlaut.

Die in der „Einheitsübersetzung“ gewählte Übersetzung „Ich bin der: Ich-bin-da“ ist für manche nicht lebendig genug. Dem Hebräischen entspricht am meisten diese Übersetzung:

Je – ho – vah;   Ich war immer für euch da!               Vergangenheit:   3 „Zeiten“

Ja – ha – vah:   Ich bin immer für euch da!               Gegenwart:           in

Je – ha – vah:   Ich werde immer für euch da sein!   Zukunft:               1 Wort!

   Ich = persönlicher Ausdruck = Gott ist Person

   für euch = persönliche Wirksamkeit.

„Jahweh“ kommt im Alten Testament 6.700 mal vor;

„Elohim“ kommt im Alten Testament 2.500 mal vor.

Diese Gottes-Namen sind genau so und genau so viel genau wie der Gottes-Name für das Neue Volk Gottes, für die Christen im Neuen Testament: Erster Johannes-Brief 4,16:: GOTT ist LIEBE.

In diesem Sinn verstehen gründlich denkende Christen unter Liebe:

„Lieben ist: für einen bestimmten Anderen das für ihn Gute wollen und das auch tun.“

Für den, der mal Latein lernen möchte: Thomas von Aquin, der berühmte Dominikaner und Gelehrte im 13. Jahrhundert: „Amare est velle bonum alicui“. Das lateinische Wort „velle“ bedeutet zugleich: wollen und auch tun. Www.corpusthomisticum.org / Summa Theologiae I 59,4,2.

                                                                                  

Schon längst kommt das Kreuz über dem Altar in den Blick. Dieses Kreuz verdeutlicht noch einmal das Kreuzes-Opfer auf diesem Altar. Dieser Jesus-Christus-Körper hing früher Jahrhunderte hindurch beim Taufbecken hinten in der Franziskus-Nische.

Der Tabernakel, das Zelt Gottes – alttestamentlich - bei uns Menschen, eingearbeitet in das Motiv des Lebensbaums. Mit seinem heiligen Inhalt, mit der Hl. Eucharistie gedeiht unser Leben, gedeiht! Die vier Außenbilder rundherum schildern sehr unterschiedliche Vor-Zeichen für das Innenbild: die erste Eucharistie: Jesus mit seinen Jüngern beim Heiligen Abendmahl. Von diesem Hl. Mahl leben Christen! – Aufwärts schauen!

Das dreifache Fensterbild:

Gleich einem Pfeil ragt die Spitze des Tabernakels wie ein Zelt Gottes unter uns ins Bild. Das ist gut so. Der heilige Ort zur Aufbewahrung der Hl. Eucharistie klärt schon vor: die Vision des Johannes im letzten Buch des Neuen Testaments. Vorgestellt wird vor allem das Lamm: souverän ausgezeichnet mit dem strahlenden Kreuz, mit dem bunten Leuchten der Heiligkeit. Eines der vielen Zeichen für Jesus Christus. In ehrfürchtiger Erinnerung an das Opfer-Lamm des Alten Volkes Gottes zum Passafest. Im Neuen Volk Gottes ein Glaubensbekenntnis zum Osterfest an die Auferstehung Jesu und damit auch an die Neuschöpfung der Welt. Millionen dieser Glaubensbekenntnisse sind schützend und triumphierend aufbewahrt im Buch mit den sieben Siegeln. Diese Vision ins Universale und Kosmische in Verbindung mit der Hl. Eucharistie zeigen die Weihrauch-Duft ausbreitenden Engel links und rechts. Wer es mit Jesus Christus zu tun hat, hat es mit Gott zu tun. Ein elfjähriges Ministrant hat etwas davon geahnt: „Hier riecht es richtig nach Gott!“

Jetzt lassen Sie sich von den warmfarbigen, rotbraunen Pfeilern ganz nach oben ziehen! Im Zentrum ihrer Bündelung: die Taube. Seit Alters her ein Symbol für Gott den Heiligen Geist. Schalom! SEINEN Frieden weitergeben!

Die vier Evangelisten-Bilder im Altarraum. Ihr Code: E L S A.

Ursprünglich waren diese Bilder in die Kanzel von 1930 eingearbeitet, gemalt vom Wiedenbrücker Kirchenmaler Heinrich Repke. Von ihm stammen auch unsere Kreuzweg-Gemälde. – Jeder der 4 Evangelisten bringt in seinem Evangelium „seine persönliche Note“ zum Ausdruck. Deutlich in bildhaften Zeichen. Das Merkwort ist der Name Elsa. Das Merkmal des Matthäus ist der Engel, also E; für Markus der Löwe, also L, wegen der lauten Stimme des Rufers Johannes des Täufers in der Wüste; für Lukas der Stier, also S, weil der das Opfertier des Zacharias war, des Vaters von Johannes dem Täufer; für Johannes der Adler, also A, weil sich das erste Kapitel wie ein immer höher kreisender Gedankenflug, wie in Adler-Flug liest. – So um das Jahr 600 legte Papst Gregor der Große diese Deutung vor: Jesus Christus vereinigt die vier Merkmale in sich. Er ist sündenlos wie ein ENGEL, hat sich geopfert wie ein OpferSTIER, seine Auferstehung ist stark wie ein LÖWE; seine Himmelfahrt ist so wunderbar wie der Flug eines ADLERS. – Und wer im Alten Testament die gewaltige Vision des Ezechiel mit den gleichen Bildern liest, dem ist dieser Rahmen unseres Altars klar.

Die Auferstehungs-Ikone im Altarraum

Wenn Sie sich von nahem und sichtbar ehrfürchtig dieses Gemälde des Freienohler Ikonen-Künstlers Manfred Mansfeld anschauen, wird gewiss keiner Sie aus dem Altarraum verscheuchen.

Beim ersten Hinschauen hat schon mal jemand gesagt: „Ganz verkehrt herum gemalt! Die vordere Kante des Grabes müsste eigentlich viel länger sein als die hintere!!“ Doch Sie sind bereit zum Perspektiven-Wechsel. Schauen Sie sich das Bild sozusagen von hinten an, vom Himmel her, etwas kindlich naiv oder fromm: von Gott her! Dann haben Sie den Durchblick. Die Auferstehung ist Sache Gottes, nicht einer ratlosen, den Kopf schüttelnden Naturwissenschaft. Noch andere Merkmale: Gold ist das Zeichen für den Himmel um Gott herum. Natürlich nicht der Himmel „mit Sonne, Mond und Sterne“. Grün ist Zeichen für Leben, auch für das Zeichen in der Auferstehung. Rot und Purpur erinnern an das Martyrium Jesu. Dabei ist das wirkliche Kreuz inzwischen ganz klein, ganz hinten rechts im Hintergrund und fast schon im Himmel Gottes. Des Auferstandenen hoch erhobene Schwur-Finger und der Kreis aus Ringfinger und kleinem Finger zeigen wesentlich mehr als nur: „Ich steh’ drüber!“ Dazu hält die linke Hand das Kreuz als ein Siegeszeichen, geschmückt mit einer wehenden Fahne - und nicht als Marterpfahl. Unten auf dem Gemälde sind zwei Menschengruppen. Zu welcher zählen Sie sich? Was würden Sie als linke, was als rechte Gruppe sagen? Ihre Antwort hängt auch mit Ihrem Durchblick zusammen, mit dem, was Sie von Jesus Christus halten.

Die Christus-Ikone auf der gegenüberliegenden Seite braucht jetzt nicht mehr erklärt zu werden. Sie ist auch vom Freienohler Künstler und Ikonenmaler Manfred Mansfeld. Ein ästhetischer Gottes-Beweis für Jesus Christus, die Ikone insgesamt und aufgrund vieler Teil-Bilder dieser Ikone. Vernunft begabte Glaubens-Erfahrung eröffnet: gemeint ist nicht die Psyche des Ikonen-Malers, die sich ihren Gott-Jesus-Christus schafft. Gemeint ist: Gott-Jesus Christus hat sich dem Ikonen-Maler eröffnet, geoffenbart.

Die Runde der zwölf Apostel-Leuchter in mittlerer Höhe und das Goldband oben herum

Die zwölf Kerzen sind ein sichtbares Merkmal für unser beständiges typisch katholisches Verbundensein mit dem Anfang unserer ganzen Kirche. Mit den Apostel-Leuchtern können wir intensiver an diese Zusammenhänge mit unseren Wurzeln erinnert werden. Mit ihrer Hilfe soll auch unsere Pfarrgemeinde in die ganz bestimmte Gemeinschaft der an Jesus Christus Glaubenden hinein genommen sein: mit Hilfe des Pfarrers, dem Repräsentanten unseres Erzbischofs von Paderborn, mit ihm in Verbindung mit allen Bischöfen und dem Papst und die in ununterbrochener Nachfolge (Sukzession) mit den Aposteln. Brennend eindeutliches Lichtband. Das zweite Band, das unsere Kirche zusammen hält, weist mehr auf den Himmel hin, auf die Verbindung mit Gott: das Gold-Band oben am Ende der Säulen und Wände ringsum in unserer Kirche.

Die Fenster-Bilder

Unser Rundgang beginnt im linken Seitenschiff, an der Nordseite, rechts. Geschaffen hat sie der Künstler Wilhelm Rengshausen aus Lünen. 1959, zur Restaurierung der Kirche. Die sechs großen Fenster sind eine Geschichte, die Geschichte Jesu Christi. Dabei enthält jedes Fensterbild wieder zwei Geschichten: eine Geschichte aus dem Alten Testament und eine aus dem Neuen Testament. Beide Geschichten sind kombiniert zu einem Glaubensbekenntnis.    

 

1. Jesaia und Viriditas

Eine Zumutung, was dieser Prophet Jesaia glaubt! „Doch aus dem (abgestorbenen!) Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen (kaputten!) Wurzeln bringt Frucht!“ Seiner Zeit schien das Alte Volk Gottes wirklich nicht zukunftsträchtig zu sein. Einen nachhaltigen Lebensstil praktizierte es auch nicht. Doch der Visionär Jesaia sieht das anders. Er sieht schon die Hand Gottes (ganz oben) und vor allem: ein junges Mädchen setzt vorbehaltlos auf die Schöpferkraft Gottes. „Ich diene!“ Mit diesem Glaubensbekenntnis wird alles anders. Jahrhunderte später singen Christen: „Es ist ein Ros’ entsprungen...“ Sprache und Melodie sind malerisch: Die Rose ist Maria, das Blümelein ist Jesus. Die Zusammenfassung: Jesus ist „wahr’ Mensch und wahrer Gott“. Und Viriditas? Das lateinische Wort heißt: Grünkraft, Lebenskraft aus der Ewigkeit, eine von Gott gegebene Lebens-Qualität. Also wesentlich mehr als nur eine Farbe. Suchen Sie im Bild die grüne Farbe! Jesaia glaubte. Maria glaubte. Und die große Kirchenlehrerin und Mystikerin im Mittelalter Hildegard von Bingen hat diese Viriditas geglaubt und ins Glaubens-Gespräch gebracht. Bis in dieses Fensterbild hinein. Nur bis dahin?

2. Joel betont: Auch Mädchen, Frauen und Mägde bekommen es mit dem Heiligen Geist zu tun!

Was der alttestamentliche Prophet Joel auf seinen knapp 3 Bibelseiten mit 3 Sätzen heraussagt, wird immer noch hier und dort überhört. Gott sagt: „Ich werde MEINEN Geist ausgießen über ALLE Menschen; eure Söhne UND TÖCHTER werden Propheten sein, eure ALTEN werden Visionen haben... und über eure Knechte UND MÄGDE werde ich MEINEN Geist ausgießen!“ Das für heutzutage noch Gewichtige ist groß geschrieben. Mit den Knechten und Mägden können Völker Afrikas gemeint sein, denen auf Grund der politischen und wirtschaftlichen Ungerechtigkeit von Seiten der nördlichen Halbkugel Erde der Geist Gottes nicht anerkannt wird. Himmelschreiend wird das noch gesteigert mit der grausamen Beschneidung unzähliger „Mägde“. Und dann sind da noch die „Mägde“ aus östlichen Ländern... Jedenfalls steht schon mal Maria im Kreis der mit Gottes Geist Begabten. Zwei Jünger fallen auf mit einem Buch in der Hand, das mit einem goldenen Kreuz ausgezeichnet ist. Das Zeichen Christi mit der Farbe der Liebe, - nicht der Macht und Gewalt. Ziemlich direkt!

 

3. Jeremia und seine Höllenpredigt

Eine Höllenpredigt gibt es nicht mehr. Sonst würden die „Kirchenbesucher“ schleunigst die Kirche verlassen. Eine Himmelspredigt ist erlaubt. Daraufhin wird man alles daran setzen, in den Himmel zu kommen. Da kann man sich endlich mal mit den Leuten in aller Ruhe zusammensetzen, mit denen das einem auf Erden nicht gelungen war. Da kann man dann endlich das tun, was man immer schon lange, lange tun und erleben wollte... Bloß, wem das man reicht! Die heutige Höllenpredigt würde einen energisch vor der Hölle warnen. Es soll dort nur langweilig sein. Alle haben in jeder Sekunde dasselbe Ziel: „Ich will hier raus!“ Dabei gibt es kein Raus. Zudem soll es dort sehr heiß sein ... Der alttestamentliche Prophet Jeremia hat jedenfalls auch den Frömmsten so sehr eingeheizt, dass sogar das heilige Jerusalem durch Feuer und Flammen „von oben“ zusammen brach. Mit der einen Hand weist Jeremia auf das Weihrauch-Gefäß mit seinen schwungvollen Weihrauch-Wolken hin. Die andere Hand ist energisch beschwörend in den Himmel gereckt: Hier ist heiliger Ort. Hier ist Gott! – Wie gehen Sie mit Gott um? Was alles ist für Sie wie Gott? – Nur gut: Jesus Christus hat keine Höllenpredigt gehalten. Sein Evangelium macht keinen fix und fertig. Sein Evangelium holt aus Ihnen Ihr Bestes heraus: Ihr Leben für Gott und Ihrem Nächsten.

4. Daniel sieht schon Jesus Christus

Die meisten Christen schätzen Jesus Christus als das unübertroffene, beste Muster-Beispiel des durch und durch guten Menschen, der zudem äußerst geradlinig für seine Überzeugung in den Tod ging und das noch in der abscheulichen Kreuzigung. Wenige Christen kennen Jesus Christus als den Kosmischen Christus. Dieser Titel steht zwar nicht wörtlich in der Bibel, aber inhaltlich so über 100 mal in den Briefen des Apostels Pauls im Neuen Testament. Die inhaltlich entsprechenden Titel werden heutzutage leicht missverstanden: Jesus Christus ist der Herr der Welt. Er ist der Welten Richter. Dabei denken die meisten so: Jesus Christus schafft Gerechtigkeit durch Genugtuung und Strafe. Doch der Kosmische Christus meint mit Gerechtigkeit dies: Jesus Christus schafft Heil und Wohlfahrt für alle und alles. Er erweist sich für alle und alles mit verlässlicher Treue in Wahrhaftigkeit und barmherziger Liebe. Vor diesem Christus geht der alttestamentliche Prophet Daniel in die Knie. Der Kosmische Christus erstrahlt im Rot der Liebe und mit seiner Frohbotschaft, mit dem goldenen Kreuz der Auferstehung!

5. Jona ist nur ein Märchen. Mehr als Jona ist Jesus

Schade, viele kennen dieses faszinierende Märchen im Alten Testament nicht: Der Prophet Jona hat die Nase voll mit Gott. Er will Gott entwischen. Ein Fisch soll sein Grab sein. Doch Gott holt Jona wieder herauf, lebendig. Und Jona schafft dann einiges. Wunderbares. Dabei eindeutig die Leistungen Gottes. – Auf diese Geschichte bezieht sich Jesus im Gespräch mit den religiösen Hauptberuflichen in Israel. Ziemlich scharf: „Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona!“ – Wieso? Die Antwort zeigt der obere, der größere Teil des Fensterbildes: Jesus ist der Auferstandene. Freilich: die Auferstehung Jesu ist grundsätzlich, wesentlich, ganz und gar etwas Anderes als das, was mit Jona passiert ist. Die künstlerischen Mittel können das nur andeuten: die freie und übertragende Körpersprache, die Wundmale des Menschen Jesus, die Farben Blau, Weiß, Gold-Gelb und Rot. Wer die gesamte Bild-Komposition durchschaut: Jesus Christus ist immer wahrer Mensch und wahrer Gott. – Auch Ihr Glaubens-Bekenntnis?

6. Maleachi zeigt’s schon: Eucharistie-Feier steht ganz oben!

Der alttestamentliche Prophet Maleachi macht mit dem weit ausholenden Schwenken des auffällig großen Weihrauch-Gefäßes eindeutig klar: Hier wird Gott angebetet. Die Eucharistie-Feier ist wesentlich Gottes-Dienst. Die Feinheiten im Bild zeigen: Die Eucharistie ist mehr als das jüdische Pascha-Mahl: Der Altar ist kein Blumen geschmückter, liebevoll gedeckter Tisch für eine große Mahl-Gemeinschaft; der Altar ist Opferstein. Die Verbindung zwischen Traube und Kelch ist blutroter Tropfen vom Kreuzes-Opfer. Die kleinen roten Kreuze in der Verbindung von Hostien und Kornweisen auf mehr hin als auf eine Brotzeit. Der Fisch, ein Zeichen für Christen, empfängt sein Leben aus dem lebendigen Rot, gleichsam aus dem Herzen der übergroßen goldenen Sonne, die ein Zeichen für Jesus Christus ist. Alles zusammen gefasst, als Einheit durchschaut: Hier ist Gottes-Dienst in höchster Ausdrucksweise: Eucharistie-Feier: Kommunion des Gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus mit seinen Anbetern.

 

Unsere Schmerzhafte Mutter Gottes

Wir sagen auch: unsere traurige Mutter Gottes: im linken Seitenschiff, vorn an der Wand.

Bevorzugt von Menschen, die einiges zu leiden haben. In ihr wird sichtbar: Sie trägt von allen Alles. Alles, wenn Sie Gott mit bedenken können! Bekannt ist dieses:

Maria, die Mutter Jesu, hat etwas ganz und gar Schreckliches, Unvorstellbares erlebt. Ihr erwachsener Sohn wird hingerichtet, völlig unschuldig. Dabei hat er immer nur Gutes getan. Und das immer umsonst. Er hat sich genau nach seinem Wort gerichtet: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben!“ Mit falscher religiöser Hetze und falscher frommer Rechthaberei wird er der Gotteslästerung angeklagt. Mit fiesen politischen Tricks beschuldigt man ihn des Staatsverbrechens, nämlich gegen den Kaiser in Rom zu sein. Dabei hat er auf eine Fangfrage hin klipp und klar geantwortet: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser zusteht!“ Alles von ihm Gesagte wird so verdreht und absichtlich missverstanden, dass er zum Tod am Kreuz verurteilt wird. Vorher wird er noch bis zur Grenze des „rechtlich“ Erlaubten gefoltert: mit 39 Geißel-Schlägen auf die nackte Haut, von allen Seiten. Genehmigt waren 40 Geißel-Schläge. Aber an denen konnte man schon sterben, nachweislich. Nach dieser Folterung muss er den Querbalken seines Kreuzes selber zur Hinrichtungsstelle schleppen, - und das war kein Kantholz von 8 x 8 cm. Dreimal bricht er dabei zusammen. Immer mitten durch die Menge. Ans Kreuz genagelt mit handgeschmiedeten 15 Zentimeter langen Nägeln. Nach drei Stunden stirbt er. Erstickungstod wegen des ständigen sich Hochstreckens und des wieder Zusammensackens... Stunden nach seinem Tod nehmen Freunde seinen Leichnam vom Kreuz. Sonst kommen nachts wilde Tiere und schnappen zum Fraß nach den etwa 1 Meter hoch hängenden Gekreuzigten. Die Freunde legen für ein kurzes Abschiednehmen seiner Mutter ihren hingerichteten Sohn in ihren Schoß.

Das ist unsere Schmerzhafte Mutter Gottes. Sie gehört zu den wertvollsten religiösen Kunstschätzen im Sauerland. Einige Kunstsachverständige meinen, die Statue sei eben nach 1500 entstanden; andere: eben nach 1648, also nach dem Dreißig-Jährigen-Krieg. Viele Mütter haben Schlimmes erlebt, auch im Sauerland, heutzutage und sie werden auch in Zukunft leiden. Hier beten viele, vor allem Frauen. Es wächst wohl eine verständnisvolle Beziehung zwischen diesen Frauen und der Mutter Gottes. Denn sie hat Alles getragen. – Betonen Sie mal das vorletzte, mal das letzte Wort. Übrigens: Auch diese Figur hat einiges in Freienohl mitgemacht, nachlesbar im Buch: „1753-2003: 250 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus Freienohl“.

Unser St. Nikolaus

Im rechten Seitenschiff an der Säule.

„Wir haben überhaupt keinen Nikolaus in unserer Kirche!“ Das stellten die Freienohler 1975 nach einer Kirchenrenovierung fest. Dabei ist unser Kirchen-Gebäude schon über 250 Jahre alt. Und nachweislich hat es in unserer Kirche immer unseren Kirchenpatron sichtbar gegeben, als ein Kirchenfenster, bis 1959. Da wurden die alten entsorgt. Neue wurden angeschafft; siehe oben. 1975 ließen Pfarrer Hagemeyer und Kirchenvorstand vom Bildhauer Wilhelm Höflinger in Bad Reichenhall-Non unsere Salzburger Barockstatue anfertigen. Passend zur schönen Mutter Gottes an der Säule auf der gegenüber liegenden Seite. Wie weit und ob überhaupt sich der Besitz einer Nikolaus-Figur in der Kirche (draußen zur Hauptstraße hin steht schon viel länger ein Hl. Nikolaus) oder die Verehrung des Hl. Nikolaus auch außerhalb des 6. Dezembers von Seiten der Schützen-Bruderschaft, der Kindergarten- und Grundschulkinder im Alltagsleben Freienohls auswirkt, das ist heutzutage wohl kaum fest zu stellen. Früher, im 14. und 15. Jahrhundert mag das anders gewesen sein: St. Nikolaus war der Schutzpatron der Hanse; Freienohl gehörte in ihr Netzwerk, war vertreten auf dem Hansetag in Soest. – Dabei ist der Hl. Nikolaus auch heutzutage für das Alltagsleben ein durchaus attraktives Vorbild. Unsere Kirchen-Statue kennzeichnet ihn als hellwach, dynamisch, mobil. In den allseits bekannten Geschichten und Legenden ist er immer hilfsbereit, bei Tag und Nacht, für Groß und Klein. Und das Ungewöhnliche bei ihm war: erst nach der Hilfe, fast zufällig, unbemerkt war den Geholfenen klar: Das war der Hl. Nikolaus. Nachfolger soll er auch heutzutage unter uns haben. - Wer sich eine ganz einmalige Nikolaus-Figur anschauen möchte, gehe mal in die Nikolaus-Apotheke!

 

Unsere „unvollständige“ Kreuz-Gruppe im rechten Seitenschiff

Mochte da jemand diese Drei nicht? Was hat er gegen diese Drei gehabt? Und die Drei deswegen ziemlich beschädigt. - Oder war alles umgekehrt? Hat jemand diese Drei aus einer brennenden, einer zerstörten Kirche gerettet? Ausbombung im Zweiten Weltkrieg. – Wir wissen nicht, was stimmt. – Aber dieses stimmt: Ein Freienohler hat lange Jahre in seinem Beruf mit seinen Händen viel Gutes getan. Doch eines Tages war er gesundheitlich sehr arm dran. Und wieder eines Tages war fast so etwas wie ein Wunder passiert. Er konnte wieder Hände und Füße gebrauchen. Aus Dankbarkeit stiftete er, der Freienohler Zahnarzt Rudolf Vorderwülbecke, unserer Pfarrkirche diese Kreuz-Gruppe. Inzwischen gibt es zu ihren Füßen Beter, die vielleicht um ihre körperliche, vielleicht auch um ihre psychische und vielleicht auch um ihre seelische Beweglichkeit beten.

Der Josefsaltar steht zu Füßen dieser Hl. Kreuz-Gruppe

Der Hl. Josef gilt als der Schutzpatron der Verstorbenen, der Kriegsgefallenen. Als in unserer Kirche die an ihren Ausgängen gut erkennbaren Heizungsschächte gebaut wurden, wurden viele Gebeine unserer Freienohler Verstorbenen entdeckt (bis 1886 gab es die erweiterte Kirche mit den beiden Seitenschiffen, dem entsprechenden Mittelschiff und dem Altarraum noch nicht).Einige dieser Gebeine wurden unter dem St. Josefsaltar bestattet; vom Pfarrer Werner Gerold, Lehrer Ludwig Schwefer, Schreinermeister Franz Feldmann, Organist Hans Mockenhaupt und anderen Freunden. Die restlichen Gebeine wurden auf dem Alten Friedhof bestattet.

Unser Kreuzweg

Zwischen 1929 und 1934, die Nazi-Zeit hatte schon deutlich ihre Schatten über Deutschland geworfen, da hatte der Wiedenbrücker Künstler Heinrich Repke unseren Kreuzweg gemalt. Die schlimmen Jahre hatten schon begonnen. Wer sich kundig macht mit ihrem kirchenpolitischen Programm, der entdeckt in einigen Bildern: Dieser Kirchenmaler ist mit seinem Kreuzweg auch für uns Heutige ein Anführer gegen tatenloses und niedliches und missverständliches Christsein. Sofort durchschaubar das Gemälde der 6. Station: diese Veronika und der Soldat. Da tanzt doch – sozusagen – völlig aus der Reihe des NS-Systems ein strahlend junges Mädchen. Diese Veronika sieht nicht aus wie die damaligen BDM-Mädchen mit zwei Zöpfen. Doch kunstvoll frisiert, gelöst, sehr blond (nicht jüdisch schwarz), politisch nicht zu auffällig und doch eindeutig zusammengehalten von einem schmückenden, kostbar goldenen Stern, damit geschickt des Künstlers andere Überzeugung nur Einsichtigen zeigend… - Ein solches Konzept mag für manche weichen Jahre zwischen 1959 und 2001 nichts sagend gewesen sein; dieser Kreuzweg wurde auf dem Balken der Sakristei ausgelagert. Pfarrer Michael Hammerschmidt setzte sich erfolgreich für die Restaurierung ein und nahm 2002 die Wieder-Einweihung vor. Für das Beten dieses Repke-Kreuzwegs gibt es zwei Vorschläge; einen NS-Zeit geschichtlich orientierten und einen davon unabhängigen, der sieht vor allem das religionspädagogisch Erzählerische. Vor allem ist das Beten dieses Kreuzwegs eine gründliche Vorbereitung für aktuelles christlich-politisches Anpacken.

Was sonst noch anzuschauen ist:

Das Taufbecken mit seiner leicht verständlichen Zeichensprache steht im linken Seitenschiff.

Unter der schönen (im Vergleich zur traurigen Schmerzuhaften) Gottesmutter mit dem Jesuskind auf dem Arm – im linken Seitenschiff an einer Säule – wird im Marien-Monat Mai der Mai-Altar errichtet, heutzutage viel einfacher als früher.

Über die Bedeutung des Ambo, der Osterkerze; der Fleiter-Orgel (die mehr ist als eine biedere Dorforgel), den Nikolaus draußen zur Hauptstraße hin und daneben die Verstorbenen-Gedenkleuchte; das Pfarrer-Gedenkkreuz an der Kirchplatzseite; die Glocken usw., darüber kann man sich auch beim bloßen Anschauen spirituell in Form und zur Ruhe bringen für ein neues Gespür für Sakralität..                                                                                                                              

                                                                                                            

Heinrich Pasternak, Ergänzung Dezember 2023