Jesus Christus und die Christen in der muslimischen Welt

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Religionsunterricht und Religionen passen zusammen

 

Jesus Christus : Diskussionen und Positionen

zur Einheit von Gottheit und Menschheit in Jesus Christus und

die Christen in der muslimischen Welt

 

Zwei Motivationen:                                                                                                         Zuerst ins Web: katholisch.de: März 2024: Interreligiöser Dialog… CICC Kenia, Mombassa…Religion kann verbinden…                                                                         Dann um 1990 in der Berufsschulzeit: bei schlechtem Wetter blieben die Muslima bei uns Katholen in Reli; immer eine spannende Schulstunde. Sehr bald kam der Reli-Lehrer mit zwei vollen Korb-Taschen herein: in der einen die Bibeln, in der anderen die Korane. Einmal ein einmaliges Erlebnis: der Lehrer verteilte fast werfend die Bibeln; genau so leicht, leichtfertig, nachlässig wollte er es mit dem Koran machen; sofort standen die jungen Muslima auf: „Das geht nicht! Das dürfen Sie nie so machen!“ Stille, schweigen, wir haben sehr, sehr viel Reli gelernt! DANKE, Sie Muslima!                                                                             Nun zum Inhalts-Thema:

Wie die Unio / Einheit in Jesus Christus zunächst unter den Kategorien Natur / physis und Person / Hypostasis / Prosopon und später Wille / Thelema und Wirken / Energeia, ferner: genitus non factus = gezeugt, nicht geschaffen verstanden worden sind.

Vier Stadien der Diskussion und Position.

  1. Akzent zuerst auf die Zweiheit der Personen / Prosopa:

In Jesus Christus werden 2 Naturen (Gottheit und Menschheit) und 2 Personen (Gott und Mensch) unterschieden.

= Nestorianismus: Patriarch Nestorius von Konstantinopel, + um 451. Theodor von Mopsuestia, + 428, ist der eigentliche Urheber des Nestorianismus. Dyophysitische Lehre.

= verurteilt auf dem 3. Ökumenischen Konzil Ephesus: 431.

= Nestorianische Kirche im Katholikat des Ostens.

2. Reaktion: In Jesus Christus = eine einzige Natur und eine einzige Person mit der Leugnung der menschlichen Natur.

= Monophysitismus: Archimandrit Eutyches, Wende 4./5. Jh.

= verurteilt auf dem 4. Ökumenischen Konzil in Chalkedon 451 durch Papst Leo d. Gr., 440-461.

= Monophyistismus hielt sich in Syrien, Armenien, Ägypten, Äthiopien; zahlenmäßig heute noch groß.

3. Antwort auf dem Konzil in Chalkedon 451: In Jesus Christus zwei vollkommene, unvermischte Naturen in einer einzigen Person / Hypostase;

später konsequent: 2 Willen und 2 Aktivitäten: vom byzantinischen Kaiser offiziell angenommen, von ihm seinem ganzen Reich auferlegt.

Nichtchalkedonier sind

-       monophysitische Kopten in Ägypten, Alexandrien. Heute gibt es ein Koptisches orthodoxes Katholikat mit Papst Schenuda III. uniert mit Rom:

-       monophysitische Jakobiten in Syrien, Armenien; nach Jakobus Baradai, Metropolit von Edessa, + 578.

-       Nestorianer in Mesopotamien.

   4. Eben vor der arabischen Eroberung = eine 4. Position: In Jesus Christus  

sind 2 Naturen und eine einzige Person, aber nur ein einziger Wille und ein

einziges Wirken / Aktivität.

Monotheletismus als

Versöhnungsbemühungen vom Patriarchen Sergios von Konstantinopel (+      

638, syr. Abkunft, Ratgeber v. Kaiser Herakleios) zwischen der  

monophysitischen und der chalkedonischen Lehre;

= verurteilt auf dem 6. Ökumenischen Konzil in Konstantinopel, 681;

bekräftigt wurde die Lehre von der Zweiheit der Willen: Dyotheletismus.

Die Versteifung führte zu Schismen (Singular = Schisma) / Glaubensspaltungen, aus denen 4 Kirchen hervorgingen,

die in den 3 Patriarchaten: Antiochien, Jerusalem und Alexandrien und im Katholikat des Ostens verbreitet waren. Jede dieser Kirchen versteht sich als orthodox (rechtgläubig).

Die Christen in der muslimischen Welt:

In den „christlichen“ Provinzen des muslimischen Reiches : Irak (Unter-Mesopotamien), Djazira (Ober-Mesopotamien), Scham (Syrien, Palästina) und Misr (Ägypten) existieren 4 Kirchen nebeneinander:

  1. Die chalkedonische Kirche, die in den Patriarchaten Antiochien, Jerusalem und Alexandrien verwurzelt war, mit der Bezeichnung „melkitisch“, d.h. „kaiserlich“, weil sie mit dem Kaiser von Konstantinopel dieselbe Lehre teilte;
  2. die monothelitische Kirche, angesiedelt im Patriarchat Antiochien, mit der Bezeichnung „maronitisch“ nach dem St. Maron-Kloster, wo sie ihren Anfang nahm;
  3. die monophysische Kirche in den Patriarchaten Antiochien und Alexandrien, sowie im Katholikat des Ostens mit der Bezeichnung „jakobitisch“ nach dem Namen ihres Gründers ihrer Hierarchie Jakob Baradai (Metropolit von Edessa, + 578) oder „westsyrisch“ im Patriarchat Antiochien und im Katholikat des Ostens bzw. „koptisch“ im Patriarchat Alexandrien (abgeleitet von griech. aegyptios, also eher eine ethnische Bezeichnung; islam. „qoft“ = ägyptische Christen);
  4. die Kirche im Katholikat des Ostens mit der Bezeichnung „nestorianisch“.

 

Ferner: genitus non factus = gezeugt, nicht geschaffen

Konzil von Nicäa: 325: „Jesus Christus, Sohn Gottes, als Einziggeborener (unigenitus) gezeugt (genitus) vom Vater, das heißt aus der Wesenheit des Vaters…“

Nicäno-konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnsi: 381: „Jesus Christus… gezeugt, nicht geschaffen (genitus, non facus), eines Wesens mit dem Vater (homoousios)…“

Das heißt: Jesus Christus ist von Natur aus Gottes Sohn, nicht durch Adoption.

Auch gegen Arius (+336): der Sohn Gottes sei aus nichts und aus einer anderen Substanz oder Wesenheit als der Vater. (Neuner / Roos: 829, 830, 831)

 

 

Heinrich Pasternak, Dipl. Theol., Dipl. Psychol., Reli-Lehrer im BKM bis 1996, ergänzt März 2024.