Die „Stillen Heldinnen“ fehlten

Am 12. November 2015 sollten bei dem Bambi-Gala-Fest in Berlin die „Stillen Heldinnen und Helden“ mit dem Goldenen-Bambi ausgezeichnet werden. Doch sie fehlten. Die anderen Stars, die „Besten aus Film, Fernsehen, Sport und Gesellschaft“ waren glänzend, strahlend, modisch äußerst kostbar zubereitet, wunderschön ausstrahlend und auch manchmal lautstark anwesend. Bewundert. Beklatscht. Danach fast atemlose Betroffenheit: Die „Stillen Heldinnen und Helden“ traten nicht auf die Bühne. Das festliche Publikum schien ratlos zu sein. Allen war schnell klar: die Erwarteten konnten und wollten wirklich nicht mal eben nach Berlin. Sie konnten nicht, denn es gab nicht genügend Golden-Bambis. Sie wollten nicht, denn in ihrem Dorf, in ihrer Stadt sind sie lebensnotwendig, für das Leben notwendig. Für das Leben der Flüchtlinge, ihrer Familien, ihrer Mütter und Väter, Babys, kleinen und großen Kinder. Für die sorgte ein sagenhaftes Netzwerk: junge, ältere und alte Frauen, auch mit ihren Kindern, von der kfd + Diakonie + Caritas, oft im Hintergrund mit ihren Männern und vom Nebenan der Nachbarn. Sie waren die „Stillen Helden“. Sie brachten zu Flüchtlingen: Wäsche, Bettwäsche von den verstorbenen Großeltern, Kleidungsstücke aller Art, für die Großen und Kleinen, für die auch Puppen, Kuscheltiere und Spielzeug, Geschirr, Töpfe und Pfannen, Messer, Gabeln, Löffel, immer mit herzlich guten Wünschen; halten Deutsch-Kurse mit Hilfe ehemaliger Schülerinnen; begleiten beim Einkaufen in kleinen und großen Geschäften, zur Apotheke, beim Arztbesuch. Auch um manche Traurigkeit der Flüchtlinge, vor allem der Mütter kümmerten sie sich, wenn ihnen unterwegs ihr Baby, ihr Kind gestorben war und die Väter ihr Kind seitwärts der Flucht-Route beerdigen mussten; und so weiter. - Beim Bambi-Gala-Fest wurden die „Stillen Heldinnen – und Helden“ überzeugend und ehrlich lange und lange beklatscht. - Namen werden hier und heute nicht genannt. Denn sie sind weiter am Leben. Gott sei Dank!

Anmerkung: dies ist z. Zt. das Schlusskapitel vom Gesamt-Text „Frau, Frauen in Freienohl, Freienohlerinnen“, namentlich aktenkundig seit 1375.
Heinrich Pasternak