Das neue Leben nach der Wahl zum Bürgermeister

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Ein Feuer prasselt im Kamin, auf dem Tisch steht ein großer bunter Strauß Tulpen und verbreitete Frühlingsatmosphäre. Eine Besuch daheim bei Bürgermeister Christoph Weber.

Es ist ein ehrliches und munteres Gespräch, in das sich sowohl Tochter Jette als auch Ehefrau Imke Vollmer immer wieder einmischen. Alle drei genießen es augenscheinlich, dass sie durch den Jobwechsel vom selbstständigen IT-Berater zum Bürgermeister - trotz aller Arbeitszeitbelastung - viel mehr Zeit miteinander haben. „Ich war quasi alleinerziehend“, erzählt Imke Vollmer. „Wir haben in Parallelwelten gelebt, vieles hat mein Mann einfach nicht mitbekommen.“ Die letzten 14 Jahre arbeitete Christoph Weber für große Finanzdienstleister - meist in und von Frankfurt aus, immer auf Abruf. „Was in Frankfurt genau Christophs Aufgabe war, habe ich bis zuletzt nicht richtig verstanden“, gibt die 48-jährige Friseurmeisterin zu. Sie arbeitet als Lehrerin in der Berufsschule.
Themen am Esszimmertisch

Jetzt gibt es mehr gemeinsame Themen, die auch am Esszimmertisch besprochen werden. Privates und Politisches. Flüchtlinge, Windkraft, Schulpolitik, meist seien Berichte in der Westfalenpost der Auslöser. „Meine Frau liest das dann nicht als Insider. Aber sie redet natürlich mit.“ Sie sei eine Stimme von vielen, betont er. „Nicht dass Sie denken, politische Entscheidungen werden in diesem Haus getroffen!“ Und Imke Vollmer ergänzt: „Ich fühle mich wohl in der Rolle der Querdenkerin, die noch mal nachfragt. Ich muss ja nichts entscheiden.“

Ansonsten sind die Aufgaben zu Hause weiter klar aufgeteilt. „Warum soll man an Sachen rütteln, die gut laufen?“, sagt der 50-Jährige und grinst. „Ich würde mir schon wünschen, dass mein Mann ab und zu mal kocht, aber bei Spiegeleiern hört es auf“, bedauert seine Frau. Auf der anderen Seite sei der Garten sein Revier. Und das Handwerken. Da halte sie sich raus. „Am liebsten macht er drei bis vier Sachen gleichzeitig und gern auch mal für zwei Stunden zwischen zwei Terminen“, doch am Ende sei alles fertig. „Wahrscheinlich kommt ihm das in seinem Job auch zugute“, vermutet Imke Vollmer, „dass es ihm leicht fällt mehrere Sachen gleichzeitig zu machen.“
Ingenieur wechselt Stecker aus

Über dem Tisch hängen weiße Glaslampen an Textilkabeln, eine ästhetische und technische Finesse, die dem Diplom-Ingenieur wichtig ist. „Auch Stecker wechselt er gern schon mal aus, weil er die dann gerade schöner findet“, schaltet sich Tochter Jette ein. Sie hat sich mit dem neuen Beruf ihres Vaters arrangiert. Maximal freundlich gemeinte „Neckereien“ erlebt die 15-Jährige, die die Walburga-Realschule besucht. „Das ist kein Thema in der Schule.“

Ein Bürgermeister ist immer Bürgermeister, im Job sowieso, aber auch beim Einkaufen oder bei den abendlichen Elternversammlungen. Er steht unter Beobachtung. Christoph Weber ist das bewusst. „Ich nehme mich da dann zurück“, sagt er. Jetzt sitzt er locker im weißen Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln vor eine Tasse Kaffee und greift immer mal zu den bereitgestellten Keksen. Anderthalb Stunden hat er Zeit bis zum nächsten Termin.

„Als Eltern haben wir klare, eher konservative Werte“, sagt Imke Vollmer, die sie auch den Kindern vorleben würden. „Die Mädchen wissen, dass sie obwohl wir beide voll berufstätig sind, jederzeit kommen können“, betont sie. „Christoph ist da dann vor allem für die Große der Ansprechpartner.“ Tochter Nane ist 27 und lebt nicht mehr zu Hause. „Vielleicht sind wir beide ein wenig zu strebsam“, merkt Imke Vollmer selbstkritisch an. Sie bedauert, dass wenig Zeit bleibt, um Freundschaften so zu pflegen, wie sie es gern tun würde.

Auch persönlicher Freiraum komme oft zu kurz. Sich die Zeit zu nehmen, um in Ruhe ein Buch zu lesen, das habe er irgendwann verlernt, sagt Christoph Weber nachdenklich. Der Sport, das Spielen bei den Alten Herren im Handball der SG Ruhrtal, steht weiter auf der „To-do-Liste“.

Musik zu hören - das schaffe er hin und wieder. Dafür hat er eine große Platten- und CD-Sammlung aus allen Jahren und fast allen Stilen, die immer noch um aktuelle Alben erweitert wird. Früher da hätten sie auch gern Konzerte besucht. Zuletzt waren sie im Herbst auf der Kneipennnacht. „Diesmal waren wir leider alle krank“, bedauert Imke Vollmer.
Urlaub auf dem Campingplatz

Aber auf einen Termin freut sich schon die ganze Familie, einschließlich Hund Frieda: Im Sommer ist ein Urlaub auf einem Campingplatz in den Dolomiten in Italien gebucht. „Das ist das erste Mal in all’ den Jahren, dass wir den Urlaub schon im Januar festmachen konnten“, strahlt Imke Vollmer, und freut sich dass es erstmals weit weg von Frankfurt und dem nächsten Flughafen in den Süden geht. Gefahren wird mit dem selbst restaurierten 30 Jahre alten Wohnwagen. „Für andere ist das....“, sie sucht nach einem Wort... „Schrott“, ergänzt ihr Mann, grinst und schiebt direkt nach, „aber wir lieben das Gefährt.“

Ute Tolksdorf

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