Trauer-Café im St. Nikolaus-Pfarrheim Freienohl

Was ist das eigentlich?  Nur ein paar Informationen… Neu denken… neu leben…


„Trauen-Café“, dieser Druckfehler stand einmal in der einladenden Information einer Tageszeitung. Alle Gäste wussten Bescheid, kamen und schmunzelten: „Passt doch!“ Immer am dritten Samstag-Nachmittag kommen die 15 – 20 „alleinstehenden“ Damen und Herren im Pfarrheim der St. Nikolaus-Gemeinde Freienohl zusammen zum Trauer-Café. Das Druckfehler-Teufelchen ließ gleich zu Beginn diese Wörter heraus sprudeln: „Trauer … trauern … Traurigkeit … trauen … Trau-mich-keit … Gibt es nicht! … ich trau mir zu … ich trauere mit dir … wir trauern um sie … Die ist jetzt im Himmel! – Aber ich bin nicht richtig katholisch: Mit dem Himmel komme ich nicht klar. Das sind so komische Bilder… Du und dein Mann, ihr hattet euch doch vor Jahren getraut, habt immer auf einander vertraut. Für mich gehört Trauer, sich trauen, Trauung und Hoffnung zusammen… Eine ältere Dame flüstert fast: „Dann bin ich wieder mit meinem Mann zusammen.“ – Nächstes Mal wird ein Bild herumgereicht, ein Gemälde aus der Kirche in Urschalling im Chiemgau: die Dreieinigkeit-Dreifaltigkeit Gottes: rechts Gott Vater, links Gott Sohn, ineinander verbunden vom  Hl. Geist – pst! – in weiblicher Gestalt! Ein ganz altes und neues Bild vom Himmel, von Gott! – Das nächste TC, Trauer-Café wird wieder spannend. -

Eine andere Dame: Ich kann da gar nicht mitreden. – Macht gar nichts. Sie bringt doch wieder für uns alle ihren selbstgebackenen Kuchen mit, ein so persönlich leckerer! – Die Einen duzen sich, die anderen siezen sich: Du kannst so zuhören, nur zuhören… Ich finde das so toll! – Genau. Wer zuhören kann, verzichtet auf Selbstgefälligkeit. Die Selbstgefälligkeit ist doch auch das Gegenteil von Hoffnung. – Fast nebenbei sagt eine sehr alte Dame: Trauer ist wie die Einheit von Glaube – Hoffnung – Liebe. – Geradezu spontan nicken alle.

Deutlich mag schon sein: unser TC ist etwas Anderes als die erfahrungsreiche Leistung eines Bestattungsunternehmens mit seinem Angebot von 3, 5 Terminen Trauerbegleitung, inhaltlich gestaltet, gefüllt mit den Methoden der seit 20, 30 Jahren immer neuen Fachliteratur. Eine solche Trauerarbeit haben unsere Gäste hinter sich. Sie schätzen auch nicht sogenannte meditative, spirituelle, mystische, mystagogische Wanderungen. Einmal, zweimal im Jahr sind wir on Tour in einer schön gelegenen Gastwirtschaft in unserer Umgebung. Die Taler haben wir unter uns gesammelt im Klingelbeutel nach einem TC. - Das Kuchen-Backen geht reihum, manche Rezepte sind schon uralt und ur-lecker, mit dem Kaffee mit oder ohne Teufelchen.

Unser Trauer-Café ist kein AK, kein Arbeitskreis. Die meisten Gäste kommen immer wieder - zum Miteinanderreden, aufeinander Zuhören.  Freilich ohne die zeitüblichen Kommunikationsmethode: Impuls-Referat. Zeit der Stille, Anhörkreis, Wert-Imagination. Wir leben über Jahre eine christliche Hoffnungs-Gemeinschaft.

 

Heinrich Pasternak
August 2017