Freienohler Feuerspritze und Brandeimer

Am Freitag, 07.10.2011 wird das neue Feuerwehrgerätehaus offiziell eingeweiht. Wie es früher um die die Feuerwehr in Freienohl aussah, hat Herr Heinrich Pasternak aus dem Amtsarchiv Amtshaus Freienohl (Akten: 394, 395, 396, 401) recherchiert und in dem nachfolgenden Bericht zusammenfassent dargestellt.

Das neue Feuerwehrgerätehaus im Ohl zum Richtfest
Foto: Stadt Meschede

Am 23. Februar 1844 aus der Gemeinderatssitzung mit Bürgermeister Alberts: Den Neubau eines Spritzen-Hauses hatte der frühere Gemeinderat am 28. September 1840 bereits „projektiert“, geplant. „Ein Spritzenhaus nebst Wachtstube und Arrest-Local ist ein strenges Bedürfnis. Diese Gebäude können aber neben dem vorhandenen zur Schule eingerichteten Rathaus gebaut werden, welches schon seit einer langen Reihe von Jahren zum Schulhaus benutzt wurde. Das Amtsbüro kann sich wie bisher in einem Privathaus befinden.“
Zu Feuerlösch-Gerätschaften gehören auch die Feuer-Teiche, Feuer-Brunnen. Die Akten-Befunde aus diesen Jahren sind hier mit eingebracht.

Der Feuerteich "Kletterpott"

Am 13. Juni 1844: Die Gemeinde-Versammlung beantragt die Anfertigung eines Feuerteichs, den sogenannten Kletterpott. Baumeister Franz Göckeler hat einen Kostenanschlag erstellt. Der Auftrag soll baldmöglichst wenigst bietend verdungen werden (wer am preiswertesten, am billigsten arbeitet, erhält den Auftrag).
Der Kletterpot befand sich am oberen Ende der Krumme- und Mittelstraße (heute St. Nikolaus Str.), wo das Haus der Fa. Karl Geißler (heute Markus Geißler) steht.

Am 9. Juli 1844: Die Gemeinde-Versammlung beschloss, dass der Transport der Löschgeräte bei einem auswärtigen Brand wenigst fordernd zu verdingen ist.

Am 19. August 1844: TOP 17: Vom Zimmerer-Meister Heinrich Sahse informiert beschloss die Gemeinde-Versammlung die Einzäunung und Abdeckung des Feuerteichs am Kletterpott. - Wohl zum Schutz für spielende Kinder.

Feuerteich: "Imme Duiering"

Feuerteich: "Imme Duiering" Karl-Heinz Kordel

Der Feuerteich "Imme Duiering" liegt noch heute in der Brunnenstraße (früher Düringstraße) zwischen den Häusern Martin Hardebusch (früherer Eigentümer: Fritz Düring) und Klaus Lagemann auf einem Gemeindegrundstück. Der Teich ist überwölbt und wurde 1930 noch bei Feuerwehrübungen benutzt.

Der Volksmund nannte ihn "Imme Duiering" bezogen auf den Spritzenmeister Franz Caspar Düring.

Spritzen-Meister Franz Caspar Düring

Am 27. Oktober 1844: TOP 95/6: Feuerwehr. Hier waren nur wenige Wörter zu entziffern. Doch für das Freienohler Zusammenleben erscheinen sie wichtig genug: „Anstellung des Spritzen-Meisters Franz Caspar Düring … kleine Spritze ... bei Abwesenheit des Spritzen-Meisters Sahse … bei irgendeinem ausbrechenden Brand auch dessen Stelle bei der zweiten größeren Spritze zu versehen...“ -  Franz Caspar Düring, Grobschmied, Alte Haus-Nr. 109; im Jahr 2010: Brunnenstr. 5: Familie Düring. Später Feuerteich: Imme Duiering!

Wachtstube, Nachtwächter, Wächtergeld!

An 5. Mai 1845: Das Wächter-Geld wird von jedem Bürger mit 4 Silbergroschen, von jedem Beilieger (Mieter) mit 2 Silbergroschen erhoben. Und: „Die Gemeinde behalte den Überschuss für etwaige Defizite.“ Am Schluss ist protokolliert: „Diese Einrichtung beruhe auf uralter Observanz.“ Heutzutage sagt man: „Herkunft bleibt Zukunft!“

Am 26. Oktober 1847: TOP 246: Der Antrag des Nachtwächters Franz Schmitz (67 J.), aus seinem Dienst als Nachtwächter entlassen zu werden, und weil er denselben gegen die jetzige Besoldung nicht mehr wahrnehmen könne, wurde angenommen und es wurde beschlossen, den zweiten Nachtwächter Krick auf die Stelle des ersten Nachtwächters zu übertragen, ihm wurde nun eine jährliche Besoldung von 25 Taler übertragen.

TOP 249, 250: Bauarbeiten gab es „von der oberen Ecke des neuen Feuerteichs bis an die Ecke der Mauer des Ferdinand Leinewebers, auf der hintersten Straße, an der vordersten Straße.“ - Ferdinand Leineweber: Alte Haus-Nr. 89; hinterste Straße = Echteste Straße = Ende der Krumme Straße hin zur Bergstraße; vorderste Straße = Bergstraße = erste Straße. Gemeinter Feuerteich = Kletterpott.


Foto: Alte Ansichtskarte: "Nachtwächter"

Weitere Informationen zum Nachtwächter in Freienohl.

TOP 252: Zum Spritzenhaus und Polizei-Gefängnis (in den Akten dieser Jahre zumeist: Arrest-Local genannt) kann das Wohnhaus der Eheleute Fritz Ernst Spies, Alte Haus-Nr. 101a gekauft werden. Die Lage des Hauses ist dafür sehr geeignet. Der Gemeinde-Verordnete Heinrich Sahse wird beauftragt, sich darum zu kümmern, „sobald der gerichtliche Verkauf stattfinden wird“.

Am 26. April 1848: TOP 61: Das Wacht-Local für die Nachtwache, den Raum will Franz Schmitz nicht mehr hergeben.Vielleicht aus Altersgründen, 69 J., vielleicht aus Platzgründen: kleines Haus, vielleicht wegen fehlender Nacht-Stille für seine Familie: er selbst ist Witwer, Sohn Fritz, Maurer, 29 J., Tochter Gertrud, 32 J., Sohn Kaspar, Tagelöhner, 25 J.
Der Amtmann lässt die Wache von 4 auf 6 Mann erhöhen. Das neue Wachtlocal gibt der Wirt Bernard Becker, eine Gaststube. - Alte Haus-Nr. 83, Parzelle 876, Mittelstraße / St. Nikolaus-Straße.

Am 28. Juli 1849: TOP 81: „Die Wege-Anlage an der oberen Ecke des Feuerteichs am Kletterpott bis zur Ecke der Mauer des Leineweber wird aus der Gemeinde-Kasse bezahlt.“
TOP 86: „Der Antrag des Ferdinand Becker vom 19. Juli, die Überlassung eines Platzes auf seinem Hof zum Feuerteich gegen Überweisung des Gemeindegrundes längs eines Gartens an der östlichen Straße (Bergstraße) betreffend, wurde nicht genehmigt.“ - Ein Grund ist nicht aktenkundig.


Ansichtskarte Feuerspritze 1763 Museum Feuchtwangen

Im September (1849, der Tag ist nicht aktenkundig) ist die hiesige Feuerspritze mittels 3 Pferde nach dem brennenden Haus des Cordel bei der Giesmecke geschafft worden.

Heinrich Flinkerbusch mit 2 Pferden (gnt. Solmert, Krämer, Lohgerber, Ackersmann, 56 J.) und Ferdinand Feldmann mit 1 Pferd (Schreiner, 47 J.). Kaspar Kaulmann (Polizeidiener, 55J.) hat mit geholfen. Alle werden dafür bezahlt aus der Gemeinde-Kasse: Flinkerbusch mit 20 Silbergroschen, Feldmann mit und Kaulmann mit je 10 Silbergroschen.“

Am 5. Oktober 1849: TOP 121: „Der Spritzen-Macher Tillmann aus Arnsberg hat die kleine Feuer-Spritze repariert für 11 Taler, 8 Silbergroschen, 3 Pfennige.“
 

Am 14. Januar 1850 im Protokollbuch der Gemeinde-Versammlung: „Als schicklichster Platz zur Errichtung des Spitzenhauses wurde die nächste dem Rathaus gelegene Ecke des alten Kirchhofes erachtet.“ - Das ist die Stelle, auf der kurz darauf die Alte Schule errichtet wurde. Dahin kam dann das Spritzenhaus, unter die Remise, unter das Schrägdach der Alten Schule mit der „Einfahrt – Ausfahrt“ an der St. Nikolaus-Straße.

Am 14. Januar 1850; TOP 4: „Unter Aufhebung des für unzweckmäßig zu erachtenden Beschlusses vom 9. Juli 1844 wurde wegen des Transportes der Feuerspritzen und überhaupt der Löschgerätschaften zu der Brandstelle folgendes beschlossen: 

  1. Nach den Häusern der hiesigen Gemeinde brauchen mit Ausschluss des Cordel´schen Hauses in der Giesmecke und des Bauerdick´schen Hauses bei Wildshauen die Feuerlöschgeräte nicht mit Pferde geschafft zu werden, können vielmehr durch Leute dahin gezogen werden. Für das Hinschaffen der Feuerlösch-Gerätschaften nach Häusern dieser Gemeinde, außer der eben erwähnten Häuser, soll daher keine Vergütung aus der Gemeindekasse geliefert werden.
  2. Für das Hinschaffen der Feuerspritze mit den dazu gehörigen Eimern zu der Brandstätte nach a) Bockum, Olpe, Oeventrop, Bauerdick in Brumlingsen bei Wildshausen und Cordel in der Giesmecke für jedes vorzuspannendes Pferd 10 Silbergroschen; b) nach weiter jedoch nicht über eine Stunde entlegenen Ortschaften pro Pferd: 20 Silbergroschen; c) nach Ortschaften, die weiter als eine Stunde von hier entlegen sind pro Pferd: 1 Taler.
  3. Für das Zurückbringen der Feuerspritze soll die Hälfte der vorher stehenden Beträge gezahlt werden. Jeder Pferde haltende Eingesessene ist verpflichtet, die Brandspritze vorzuspannen und diese zur Brandstätte zu schaffen und der Anordnung eines jeden Polizeidieners und Gemeindebeamten sowie auch der Spritzen-Meister Folge zu leisten, welche die Pferde dort requirieren (auswählen, bestimmen), wo sie diese am nächsten antreffen.
  4. Die Witwe Vogt wird für das Aufbewahren der großen Sprossen-Feuerspritze nebst der dazugehörigen Eimer bezahlt. Aber auch die Aufbewahrung der kleinen Feuerspritze soll dabei sein und ihr zur Pflicht gemacht werden, wofür ihr 2 Taler zugesetzt werden (dazu kommen), für die Aufbewahrung beider Spritzen also 10 Taler jährlich vom 1. November ab, solange bis die Gemeinde ein eigenes Spritzenhaus zur Aufbewahrung beider Spritzen gebaut haben wird.
  5. Zu der kleinen Spritze, welche auf einem Schlitten steht, soll ein Wagen gemacht werden vom Werksachverständigen Schreinermeister Heinrich Sahse. Auch sollen beide Spritzen mit einem Überzug versehen. Werden. Dem Spritzen-Meister Heinrich Sahse soll die Ausführung in Abrechnung übergeben werden.

Zwischeninformation: für das Jahr 1864 (also 14 Jahre später!) ist aktenkundig (AA 2168): 166 Wohnhäuser, 58 Ställe; 1 Pferd unter 3 Jahre, 9 Pferde zwischen 3 bis 10 Jahre, 19 Pferde über 10 Jahre.

Warum wird der Witwe Witwe Vogt, die Feuerspritze anvertraut?

Ausdrückliche Gründe sind nicht aktenkundig. Aber Akten-Ausschnitte lassen auf sinnvolle Einfälle kommen! Aus der Einwohnerliste vom 3. Dezember 1849:

Alte Haus-Nr. 57 a: 1: Christina Vogt geb. Knickenberg, Witwe, Ackerin, 59 J.; 2: Franz, Sohn zu 1, Ackersmann, 30 J.; 3: Elisabeth, Tochter zu 1, 26 J.; Karoline, Tochter zu 1, 19 J.; Johann, Sohn zu 1, Schreinerlehrling, 18 J.; Friedrich, Sohn zu 1, Schneiderlehrling, 16 J. - Aus dem Trauungs-Register: Heirat am 16.02.1819 Johann Heinrich Vogt gnt. Tinschneider mit Maria Christina Anna geb. Knickenberg. Aus dem Sterbe-Register: 14.12.1844: Joh. Heinrich Vogt, ,60 J., hinterlässt 5 minderjährige Kinder (1844).

Sagen lässt sich schon: eine Familie, die anpacken kann! Doch aufschlussreich ist die Alter Haus-Nr. 57 a (a steht für Eingesessene, auch für Vermieter), Parzelle 787 und 788: das ist die große Ecke: Am Hügel / Hauptstraße, da wo einst ein großer Bauernhof war und nun die 3 Häuser stehen: Modegeschäft Blessenohl, Optik Wendt und die Eisdiele. Mitten im Dorf. Der beste Platz für die Feuerspritze! Und 4 junge Leute, die gewiss mit anpacken, wenn´s brennt!


Am 28. Oktober 1850 beschloss die Gemeinde-
Versammlung den Neubau des Schulhauses
Foto: Karl-Heinz Kordel

Am 28. Oktober 1850 beschloss die Gemeinde-Versammlung nach dem vom Maurer-Meister Franz Göckeler entworfenen Projekt mit dem Neubau des Schulhauses zu beginnen. Im Finanzplan wird u.a. beim Verkauf des alten Schulhauses (des Alten Rathauses) wahrscheinlich der Betrag von 220 Talern erzielt...

Mit dem Bau des Schulhauses nach dem Projekt wird zugleich die Genehmigung:

a) für den Raum für die Wohnung der Lehrerin Fräulein Antonette Bause,
b) für die Spritzen-Remise,
c) für das Aufheben der Feuer-Leitern und
d) das Arrest-Local erlangt.

Die Maße sind angegeben: Steinfachwerk, Schiefer bedeckt; 33 Fuß lang (10,56 m),37 Fuß breit (11,84 m), 24 Fuß hoch (7,68 m); zweistöckig. Die Maße der Schulräume: Knabenschule: Fläche: 736 Quadrat-Fuß = 66,5 m², Höhe 10 ½ Fuß (3,35 m); Mädchenschule.

Am 6. Dezember 1852 beschließt die Gemeinde-Versammlung: „Da bei der jetzt erfolgten Einrichtung eines Spritzenhauses die beiden Leinen-Überzüge, womit die beiden Spritzen bisher zugedeckt wurden, unnötig geworden sind, so sollen dieselben nunmehr einzeln öffentlich verkauft werden.“

            
Bei Feuer-Alarm sind die beiden Großen von Witwe Vogt bestimmt die ersten an der Feuerspritze unter der Remise der - damals – neuen Schule. Ihre alte Schule war ja das Rathaus, zwischen – 2008 – Volksbank und Alte Schule, abgebrochen, eingeebnet. Platz genug zum Ausfahren für noch mehr junge Feuerwehr-Männer unter den Kommandos ihrer Spritzen-Meister!

Bericht: Heinrich Pasternak