Großfeuer in Freienohl im Jahre 1893 und die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

(aus der Pfarrchronik der St. Nikolaus Kirche Freienohl)


Freienohl um 1900 - Sieben Jahre nach dem Grossfeuer


Am Dienstag der Karwoche i. e. dem 28. März wurde unser Ort von einem großen Schadenfeuer heimgesucht, welchem 11 Häuser mit 15 Familien und im Ganzen 75 Köpfen zum Opfer fielen. Das Feuer nahm gegen 4 Uhr nachmittags in Peetz' Haus bei der Kirche seinen Anfang und griff bei lebhaftem Nordwinde derartig um sich, dass um 8 Uhr abends die eben gen. Häuser incl. zweier Scheunen total niedergebrannt waren.
Von dem Peetz'schen Hause ging das Feuer auf das benachbarte Besitztum des Tageslöhners Schwefer gen. Görs über, von da auf das des Maureres Schwarzfärber, des Tageslöhners Heckmann und des Wagener Hermes; von hier auf das des Fabr. Arb. Kinkel, Ackerers Lenze und Hömberg und des Fabr. Arb. Klauke, dergl. Wiesemann bis endlich mit der Einäscherung des Hauses des Tageslöhners Neise halt machte.

Das Feuer war von zwei mit Feuer spielenden Kinder (Beinamen der Kinder: Rämmerä und Ruckerä) entfacht worden.
 
Das rapide Umgreifen des Feuers ist sowohl dem Umstande, dass die Häuser mit Stroh gedeckt waren, als auch der seit Mitte Januar her anhaltende Dürre und der Fatalität zuzuschreiben, dass bei dem Wagener Hermes für etwa 200 Taler Schinken und Speck zum Räuchern untergebracht waren, welche sich entzündeten und unter Gezisch brennend durch die Luft flogen und mit den brennenden Strohflatschen sich in die Strohdächer einbohrten. Wie weit diese brennenden Körper flogen. ist daraus ersichtlich, dass durch sie nicht nur das trockene Laub des Mühlenberges in Brand gesteckt wurde, sondern dass auch Teile derselben auf der nach Olper führenden Chaussee gefunden sind.

Die Männer des Ortes waren fast sämtlich in den Fabriken und Wäldern abwesend und trafen einzelne erst wieder ein, als ihre ganze Habe vom Feuer zerstört war, Die Anwesenden waren mit dem retten der Haushaltswertgegenstände und dem Löschen beschäftigt; auch wurden Vorkehrungen getroffen, dass sich je 2 - 3 Männer auch die Dachfirsten der übrigen mit Stroh gedeckten Häuser setzten, um die die herbeifliegenden Feuerkörperchen im Keime zu ersticken.
Unmöglich aber hätte hierdurch der verheerenden Gewalt des Feuers hierdurch Einhalt geschehen können, wenn nicht gegen 6 Uhr die Wehren von Meschede und Arnsberg nebst Herren Landrat Freusberg und Bürgermeister Löcke von dort erschienen wären und kräftig mit eingegriffen hätten, da die hiesigen Mannschaften in der Bekämpfung einer solch elementaren Macht zu wenig routiniert und in der Bedienung der Feuerspritzen nicht genug geschult waren. - Eine eigentliche Wehr bestand zur Zeit des Brandes hier noch nicht. - Da die Leute nichts als das nackte Leben und das Vieh gerettet haben und sowieso nicht wohlhabend waren, da außerdem die Häuser wegen der schlechten Beschaffenheit nur geringwertig versichert waren: so musste eine allgemeine Unterstützung derselben auch von außen her eintreten, was auch in durchaus nobeler Weise geschehen ist. Nachdem der Ort die notwendigen Kleidungsstücke nebst Nahrungsmitteln und 200 Mark bares Geld beschafft hatten, traten die Bauern und Landwirte der Pfarrei Calle und Hellefeld für die Neubestellung der Äcker und das Vieh ein, während der Kreisausschuss ein einmalige Unterstützung von 800 Mark gewährte.

Auch sonst kamen noch verschiedene wertvolle Gaben ein, vom Hochwürdigstem Herrn Weihbischof Gockel Paderborn 20 Mark, vom Herrn Justizrat Schneider in Arnsberg 20 Mark, vom Major Kerlen dto 30 Mark, Herrn Amtsgerichtsrat Zurhorst dto 10 Mark, Herrn Dr. med. Hoynek dto 10 Mark, Herrn Pfarrer Schwickardi in Hagen Kreis Arnsberg 10 Mark, Herrn Pfarrer Berens in Rumbeck 75 Mark, Westfälischer Volkszeitung in Bochum 21 Mark, Geb. Kerstholt in Holland 25 Mark, Herrn Landrat Freusberg in Arnsberg 160 Mark incl. Kriegerverein in Hüsten 100 Mark, Gesellschaft Concordia in Arnsberg 300 Mark, Geheimen Stadtkasse in Arnsberg 146 Mark, Herrn Amtmann Funke in Hohenlimburg 200 Mark, Firma Cosack und Schenk in Arnsberg 100 Mark, aus dem orte Freienohl incl, Geschenk des Pfarrers 220 Mark, Herrn Pfarrer Nagel in Nordamerika (geb. in Grevenstein) 100 Mark. Zusammen 2.000 Mark.

Hiervon haben erhalten:

Ackerer Heinrich Peetz  150 Mark
Tagelöhner Schwefer 180 Mark
Tagelöhner Heckmann 180 Mark
Wagener Hermes 240 Mark
Taglöhner Klauke 180 Mark
Ackerer Joh. Lenze und 150 Mark
dessen Sohn 100 Mark
Taglöhner Neise 240 Mark
Tagelöhner Wiesemann 180 Mark
Ackerer Hömberg 180 Mark
Maurer Schwarzfärber 150 Mark
Schuhmacher Becker  50 Mark
Tagelöhner Kinkel 180 Mark
er Vorsteher Kückenhoff 300 Mark

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Freienohl am Ostermontag, dem 03. April 1893

Sechs Tage nach dem Großfeuer gründete sich in Freienohl die Freiwillige Feuerwehr. Zum Hauptmann wurde Holzhändler Johannes Schwefer, als Stellvertreter Schneidermeister Arnold Schröder gewählt. Der Amtsvertreter Hilboli wurde einstimmig zum Schriftführer und Kassierer gewählt. Als Abteilungsführer wurden gewählt: Rettungsmannschaftsteigerer Bauunternehmer Caspar Kehsler als 1 Abteilungsführer. Bauunternehmer Caspar Rocholl als Stellvertreter. Spritzen- und Druckmannschaften Schmied Caspar Humpert hier als Abteilungsführer. Schuhmacher Heinrich Pöttgen als Stellvertreter. Ordnungsmannschaften Landwirt Johann Kückenhoff als Abteilungsführer. Auctionator Josef Noeke als Stellvertreter. Als Zeugwart wurde gewählt: Bauunternehmer Heinrich Rocholl. Als Gerätewart: Schmied Caspar Düring.

Literaturnachweis:
Festschrift 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Freienohl, Mai 1993

Bildnachweis:
Karl-Heinz Kordel