Der Hof Flinkerbusch (Schweiert) vor der Umsiedlung 1954

"Ein seit Jahrhunderten in Freienohl ansässiges Bauerngeschlecht siedelte im Oktober 1954 von Freienohl nach Bockum um: Flinkerbusch", so berichtete die Westfalenpost in ihrer Ausgabe am 04.11.1954.


Hof der Familie Flinkerbusch während
der Umsiedlung Oktober 1954

Schweiters schon seit 1636
Der alte Hofname der bäuerlichen Besitzung Flinkerbusch, "Schweiert", ist ein deutlicher Hinweis auf die Vorfahren dieser Bauernfamilie. Vor mehr als hundert Jahren befand sich der Hof noch auf dem Grundstück des damaligen Konditors Korte.

In den alten Kirchbüchern findet man, dass bereits im Jahre 1636 als Besitzer dieses Grundstückes ein ehemaliger Soldat, Hermann von Schwerte, der das Kriegsbeil mit dem Pflug vertauscht hatte, genannt wird. Es war in der Zeit des 30jährigen Krieges.

Zwei Jahre vorher hatten die mit Schweden verbündeten hessischen Landsknechte in der Freienohler Kirche wertvolle Geräte, unter anderem einen silbernen Kelch, geraubt. Als Ersatz spendete der ehemalige Kriegsmann Schwerte einen neuen Kelch. Im Freienohler Rentenregister von 1633 ist auf Seite 95 niedergeschrieben: "Anno 1636 Hermann von Schwerte ein langgewesener keyserlicher soldatt der Kirche einen silbernen vergüldenen becher verehrt: gott gebe belohnungh."

Bauer, Bierhändler und Fuhrunternehmer
In der Folgezeit berichten die Kirchenbücher, dass Hermann von Schwerte nebenbei einen Bierhandel betrieb und auch für die Kirche Steine brechen und fahren ließ. 1650 und 1660 wird sein Name als Hermann von Schwerdt und Hermann von Schwehert geschrieben. Das Wörtchen "von" bedeutet wohl auf die Herkunft von adeliger Familie hin, ist aber später fortgefallen. In den folgenden Jahrzehnten schwankt die Namensbezeichnung zwischen Schwehert und Schwert.

Familie Flinkerbusch-Schweiert
Im Volksmunde wurde der Name als "Schweiert" (nach dem 2. Weltkrieg "Schweiers") ausgesprochen, und diese Bezeichnung blieb auch, als 1792 ein Franz Flinkerbusch in die Schweiertfamilie einheiratete. Die Familie Flinkerbusch wohnte vorher Hinter den Höfen.


Anfang der 50er: Albert und Maria Flinkerbusch
auf der Eingangstreppe des Hofes.

Dessen Sohn Heinrich Flinkerbusch betrieb neben der Landwirtschaft eine Lohgerberberei auf der Kaiserwiese. Im Jahre 1876 erwarb der nächste Hoferbe, Kaspar, das damalige Wohnhaus Flinkerbusch am jetzigen Marktplatz, zwischen Friedhofsweg und Sparkasse. Das war der alte Feltmanns-Hof, indem zuletzt ein Wirt namens Hirschberger gewohnt hatt (erbaut 1777, urkundlich seit 1633).

In diesem Haus wurde 1880 der Besitzer zum Zeitpunkt der Umsiedlung, Albert Flinkerbusch-Schweiert, geboren. Er und seine Frau Maria, geb. Brüggemann haben das Ansehen der Familie zu wahren gewusst.

Die Umsiedlung
Der unaufhaltsame wachsende Verkehr auf der Bundesstraße 7 und die dringende Beschaffung von Baugelände zwang dann im Jahre 1954 zu der Umlegung dieses Hofes nach Bockum. Schon längst erwies sich für deren Bewirtschaftung ihre Lage im Ortskern, zumal an der stark befahrenen Bundesstraße, immer ungünstiger. Auf der anderen Seite war der Platz der bisherigen Gebäude und der Hofraum des Landwirtes Flinkerbusch als ein geeignetes Gelände für die Errichtung einer neuen Schule und für einen Parkplatz vorgesehen. Die übrigen Grundstücke konnten für einen neuen Sportplatz im Ohl und für Bauplätze am Roa genutzt werden. In Bockum erhielt der Landwirt Flinkerbusch neben dem Neubau rund 60 Morgen Ackerland und Wiesen.

Der ehemalige Hof der Familie Flinkerbusch-Schweiert

In der Freienohler Gemarkung verblieben ihm ca. 42 Morgen Wald und 8 Morgen Wiese. Der Gemeinde Freienohl kostete die Umsiedlung rund 200.000,- DM.  Die Gebäude des früheren Hofes wurden 1954/55 und im Mai 1956 abgebrochen.  Die Grundsteinlegung für die Nicolaischule konnte somit am 26.05.1955 erfolgen. Im Frühjahr 1959 wurde der Hofraum zum Parkplatz umgestaltet.

 

Fotos: Franz Flinkerbusch, Bockum
Literaturnachweis: Westfalenpost Nr. 258 vom 04.11.1954, Franz Kroh
Freiheit Freienohl 1272 - 1975 von Dr. Manfred Wolf, 1985