Ich der Küppel

von Hermann Petau

Ich bin nicht der größte Berg hier auf Erden;
auch nicht der Schönste, kann niemals ich werden,
doch lieben mich alle hier in Freienohl
und mancher Besucher trinkt gern auf mein Wohl.
Am Schützenfestmontag wird's laut hier bei mir.
dann knallen die Büchsen, es fließt auch viel Bier.
Ein neuer König und Geck wird geboren,
dies findet jedes Jahr statt vor meinen Toren.
Ich werde gepflegt, bewacht und geehrt,
dies tut mir gut, ist niemals verkehrt.
Ein spritziger Korn, es ist kein schlechter,
trägt auch meinen Namen: "Küppelwächter".
Am folgenden Dienstag, Mutter Ruhr sonst sehr still,
ist Tummelplatz für viele, der Brauch es so will.
ein toter Hering, ein Prachtexemplar,
wird mitten im Fluss beerdigt sogar.
Mein Kleid sind Fichten, Eichen und Buchen,
Beeren und Pilz, die Menschen gern suchen.
Auf meinen Gipfel steht ein neuer Turm.
Der alte war morsch, ihn zerstörte der Sturm.
Sportplätze idyllisch vor mir liegen.
Große und Kleine sich in die Haare kriegen.
Weil eben nicht jeder kann gewinnen,
soll Freude am Spiel man stets mitbringen.
Moderne Technik fängt hoch oben man ein.
Fernseh- und Radiowellen, auch Fortschritt muss sein.
Doch manche Programme, ich kann es nicht fassen,
oft Anstand und Toleranz vermissen lassen.
Ich hör so gern die Kirchturmuhr schlagen.
Das Läuten der Glocken kann gut ich vertragen.
Besonders wenn freudige Ereignisse sie künden:
sei's Hochzeit, Geburt oder aus anderen Gründen.
Man sieht zuviel Bilder von vermummten Gruppen,
von Hass und Habgier und mordenden Truppen.
Vergisst denn die Menschheit, was Kriege bedeuten?
Bietet stets Einhalt den gewalttätigen Leuten!
Sehr gern seh ich die Fahnen wehen,
wenn betende Menschen durch die Fluren gehen.
Sie ihn zu Altären, die geschmücket werden
zu Ehren des Schöpfers hier auf Erden.
Vor'm halben Jahrhundert, ich muss es gestehn,
waren schreckliche Bilder hier in Natura zu sehn,
Ich sah braune und graue Kolonnen ziehn,
in Lumpen gehüllte Menschen, die vor dem Feind mussten fliehn.
Doch traurig stimmt's mich allzumal,
wenn Menschen sterben unten im Tal.
Besonders wenn junge Menschen es sind,
wenn Eltern verlieren ihr einziges Kind.
Der Heimat beraubte in größter Not.
Menschen, die bettelten um ein Stück Brot!
Doch auch Erfreuliches darf ich erleben.
heitere Feste, die viel Freude geben.
Seid herzlichst gegrüßt ihr Großen und Kleinen.
Bleibt immer treu euren Vereinen!
Nur in der Gemeinschaft kann leichter man leben,
kann Hilfe und Freude hundertfach geben.
Im Juli haben die Schützen das Sagen,
dann darf keiner fehlen, es sollt keiner wagen,
das Nest zu verlassen, woanders hinzufliegen,
Freienohler Gemeinschaft kann Trübsal besiegen.
Ich mach nun Schluss mit meinem Bericht
sonst wird es langweilig, mein Erstgedicht.
Besucht mich oft, möcht ich noch sagen,
die Stille hier löst offene Fragen.
Am Schützenfestmontag wird's laut hier bei mir.
dann knallen die Büchsen, es fließt auch viel Bier.
Ein neuer König und Geck wird geboren,
dies findet jedes Jahr statt vor meinen Toren.
 Euer Küppel