Dr. Johannes Spieler (1858)

Folgenden Beitrag von 1885 fand ich von einem Freienohler Johannes Spieler. Wer kann mir hierzu nähere Angaben machen? Bitte Informationen an: karl-heinz.kordel@t-online.de.

Vita Aus der Klinik für Hautkrankheiten und Syphillis zu Bonn. Beitrag zur Lehre von der Sclerodermie von Johannes Spieler aus Freienohl. Bonn, Universitätsdruckerei von Carl Georgi, 1885

"Geboren wurde ich, Johannes Spieler, kath. Konfession, Sohn des verstorbenen Engelbert Spieler und der Maria geb. Trompeter, zu Freienohl am 13. Juli 1858.
Die erste Schulbildung erhielt ich in der Elementarschule meines Heimatortes und darauf in der Rektoratschule zu Meschede. Vom Sommer 1876 an besuchte ich das Gymnasium zu Arnsberg, welches ich Ostern 1881 mit dem Zeugnis der Reife verliess, um mich auf der hiesigen Hochschule zu medicinischen Studium zu widmen. Nachdem ich am Schlusse des vierten Semesters das tentamen physicum bestanden hatte, bezog ich die Universität Freiburg, um dann im 6. Semester nach Bonn zurückzukehren. Am 9. Juli bestand ich das Examen rigorosum.

Während meiner Studienzeit hörte ich Vorlesungen folgender Herren Professoren und Dozenten:
In Bonn: Binz, Burger, Clausius, Doutrelepont, Finkler, A. Kekulé, Köster, Krukenberg, von Leydig, Nussbaum, Pflüger, Ribbert, Rühle, Rumpf, Saemisch, Schaaffhausen, Strasburger, Trendelenburg, von la Valette St. George, Veit, Witzel.
In Freiburg: Bäumler, Engesser, Kraske, Maier, Pinner"

Das nebenstehende Heft beinhaltet die Inaugural Disertation zur Erlangung der Doktorwürde vorgelegt an der hohen medizinischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn am 24. Juli 1885 von Johannes Spieler aus Freienohl über die Lehre von der Sclerodermie.

>> Sklerodermie, die; -,-n (med.) Schwellung des Bindegewebes mit einer Verhärtung der Haut, Darrsucht <<

Aus der Klinik für Hautkrankheiten und Syphillis zu Bonn. Beitrag zur Lehre von der Sclerodermie von Johannes Spieler aus Freienohl. Bonn, Universitätsdruckerei von Carl Georgi, 1885

Anlässlich des 25jährigen Doktorjubiläums (1910) des Herrn Dr. Spieler in Peckelsheim wurde von seinem Freund Albert Stahl in Arnsberg folgendes Lied geschrieben:
(Dieses Lied gibt schön seinen Lebensweg wieder)

Melodie: "Als die Römer frech geworden"

1. In Freienohl recht weltverloren
    ward ein Knäblein einst geboren.
    Die Mutter meinte Zacharias,
    doch Vater sagte sehr gewiss:
    Johannes soll es heißen!

2. Es wuchs recht brav und fromm heran,
    wie mans in Freienohl nicht anders kann.
    Der Jung' kam in die Schul' hinein,
    lernts A B C und 1 mal 1
    und ward die freud der Eltern.
   
3. Sein Onkel runzelte die Stirn
    und dachte grübelnd her und hin:
    Johannes ist ein kluges Kind,
    wie wenige es im Dorfe sind,
    ich lass ihn hoch studieren!
   
4. Johannes wird gewiss einmal,
    so dachte er, Bischof, Kardinal;
    gerät das nicht, so ist's nicht schlimm,
    zum Pastor, Kaplan immerhin,
    kann er es leicht schon bringen.
  
5.  Johannes musst sein Bündel binden,
    wir tun ihn bald in Meschede finden.
    Es paukt ihm ein die Wissenschaft
    in Wort und Tat, mit Birkensaft
    der selge Rektor Wrede.
  
6. Dieser war vom geistlichen Stande,
    doch in seine Schülerbande,
    bracht er sehr schwer, ja wohl nie
    wahre Lieb zur Theologie,
    seine Methode war zu strenge.

7.  Johannes sehnt die Zeit heran,
    dass er aus Meschede wandern kann.
    Bald stellt er sich in Arnsberg vor,
    das öffnete sehr gern sein Tor,
    dem hoffnungsvollen Pennäler.
  
8. Gar züchtig, fromm und tugendhaft,
    sog ein er höhere Wissenschaft
    bei Laymann, Hake und Gruchot
    bei Schürmann, genannt der Bock
    und sonstigen Magistern.
  
9. Trotz eifrigen Studium
    sah er sich doch nach Freunden um,
    dabei hat Glück er, mehr als Verstand,
    er wirklich viele gute fand
    z.B. Albert Stahl.
 
10.Dieser nahm sich seiner an,
    leitete ihn auf der Tugendbahn.
    Stahl traute nämlich so recht nie
    Johannes Hang zur Theologie,
    der so gerne sah die Mädchen.
  
11.Da war z.B. Kaufmanns Tildchen,
    Bannwarts Mariechen hold und fein,
    alle, alle wollt er frein,
    der tugendhafte Jüngling.
  
12.Albert dachte: das muss gelingen,
    davon musst du ihn abbringen.
    Er machte ihm die Sache klar,
    dass poussieren nichts für Theologen war,
    und poussierte statt seiner diese Mädchen.
  
13.Johannes rutscht von Klass' zu Klasse,
    der sah ihn ja im Geiste schon
    im Talar als Diakon
    einhergehen mit geschorenem Haupte.
 
14.Doch wie erschrak der gute Mann,
    Als Johannes zu ihm kam
    und sagte ihm ganz keck und frei:
    Mit der Theologie ist es vorbei,
    ich werde Mediziner!
 
15.Der alte Onkel flucht und spuckt,
    hat er sich in Johannes so verguckt
    an Johannes, seinem Pflegesohne?
    Und dacht, ach wart, ich krieg dich schon!
    Der Nöcke wird rächen mir helfen.
  
16.Dieser Mann mit einem Auge
    wird dazu vorzüglich taugen.
    Er macht dem Onkel ein Testament:
    Johannes kriegte das kürzeste End,
    gutmütig nahm Nöcke das Große.
 
17.Als begeisterter Musensohn
    zog Johannes zum Rhein nach Bonn.
    Er kehrte ein bei einer Wirtin ein,
    die hat ein herziges Gretelein,
    das liebt er bald wahnsinnig.
 
18.Doch ohne Albert seinem Segen,
    wollt er das Kind nicht nehmen.
    Er nahm ihn mit zum Gretelein,
    dieser sagt, das Kind ist fein,
    nimm sie, ich sprech gern Amen.
 
19.Und als der Doktor war gebaut,
    man Gretelein ganz minnig schaut
    verlobt bald mit Johannes gehn,
    sie wollt nur den Johannes.
 
20.Nachdem Examen war bestanden,
    sah er sich um in allen landen
    nach einer Praxis fein und gut,
    wie jeder junge Arzt das tut,
    er wählte Peckelsheim.
  
21.'ne Braut und Praxis hat er nun,
    was konnt Vernünftiges er jetzt tun,
    als holen sich sein Gretelein,
    zu gründen seich ein eigenes Heim
    als wohlbestallter Doktor.
 
22.Im Haus des Herrn Johannigmann,
    fing er die Ehepraxis an.
    Und weil hier viele Störche sind,
    kam nach'm Jahr das erste Kind,
    die anderen folgten recht pünktlich.
 

23.was nun ferner ist geschehen,
    habt ihr alle selbst gesehen.
    Drum hör ich auf meit meinem Sang,
    ruft jetzt beim hellen Becherklang:
    "Der Jubilar soll leben"

Literaturangabe:
Heft und Abdruck des Liedes im Eigentum von Karl-Heinz Kordel

Bildnachweis:
Karl-Heinz Kordel