Die Kapelle auf dem Alten Friedhof

Aus dem Pfarrarchiv 1736, Pastor Pöttgen:

"Diese Capellen ißt aufgerichtet worden im Jahre 1707 auf Unkosten des Ehrbaren Philip Holzapfel Churfürstl. Jägeren ... und Einwilligung seiner tugendsahm Hausfrowen Guida spenschröer ..."

Die Inschrift des breiten Querbalkens über dem Portal verrät uns, dass die Kapelle früher in der Rümmecke stand, und zwar vermutlich in dem ort zugewandten Winkel zwischen Rümmecker Bach und der Ruhr. Es ist nicht auszuschließen, dass zuvor an dieser Stelle ein Wachturm oder ein ähnliches Bauwerk als "Befestigungseinrichtung" Freienohls gestanden hat; in Urkunden des 16. und 17. Jahrhunderts findet man die Bezeichnung "Rümpker Porte".

Die Instandhaltung des Kirchleins bereitete nach etwa 100 Jahren immer größere Schwierigkeiten.

Sein Zustand war schließlich derart ärgerniserregend, dass der zuständige Dechant mit einer scharfen Rüge aufwartete. Und prompt reagierten die Freienohler mit Zustimmung ihres Pastors auf ihre Weise: sinnvoll und originell. Wie die mündliche Überlieferung glaubhaft Kund gibt, lud man das Bauwerk als Ganzes, ohne es abzubrechen, kurzerhand auf mehrere Fuhrwerke und transportierte es zu dem damals (1820) gerade neu angelegten Friedhof.

Am “10ten Brachmondes”, am 10. Juni 1785 gibt der Erzbischof von Köln und Kurfürst Maximilian Franz, der kirchlich und politisch auch für das kurkölnische Sauerland zuständig ist, aus seiner Residenzstadt Bonn die Order bekannt: Die Städte und Ortschaften sollen ihre Verstorbenen nicht mehr auf den Kirchhöfen bestatten, sondern außerhalb der Städte und Ortschaften. Er nennt keine Gründe, meint aber wohl hygienische. Auch in Friedhofsakten anderer Städte und Gemeinden ist nachzulesen, dass die Kirchhöfe in jenen Jahren nicht mehr vergrößert werden konnten – wegen dicht anliegender Häuser. Und manche Bestattungen wurden vorgenommen im zeitlich zu schnellen Abstand, zweifach, dreifach übereinander; vor allem bei Regenwetter und im Winter: Peinlichkeiten entstanden, Pietätloses wurde sichtbar.

Wichtig an diesem Datum – 1785 – ist auch, dass Ursprung dieses hygienischen Konzepts nicht Kaiser Napoleon war (wie heutzutage manchmal noch angenommen wird).

Freienohl sah sich in Beachtung dieser Verordnung genötigt, seit etwa 1820 auch außerhalb des geweihten Kirchplatzes seine Toten zu begraben.

Voll zufrieden war man wohl mit dieser neuen Regelung erst, als man durch Hereinnehmen des geweihten "Rümbker" Kirchleins, in dem noch bis etwa 1830 aus bestimmten Anlässen die Hl. Messe gefeiert wurde, die Verstorbenen nun wieder in einem echten Gottesacker ruhten, der zurecht wieder "Kirchhof" heißen konnte.

Die beiden Fensternischen der Kapelle erhielten 1948 neue in Blei gefasste bildliche Darstellungen der Grablegung und der Auferstehung Christi. Die Entwürfe schuf der Kunstmaler Martin Pautsch, der aus seiner schlesischen Heimat vertrieben, in Freienohl eine neue Bleibe gefunden hatte.

Die letzte größere Renovierung wurde 1976 vorgenommen.

Die St. Nikolaus Schützenbruderschaft Freienohl hat 2003 die ehrenamtliche Patenschaft für diese Kapelle übernommen.

Inschrift

"Zur Verehrung S.V. Maria BS zum Heile der hier Begrabenen aus der Ruembke hier her versetzt im Jahr 1846 durch milde Gaben"

Literaturverzeichnis: Kirchen, Kapellen, christliche Zeichen in der St. Nikolaus-Gemeinde Freienohl, 1979
Bildnachweis: Karl-Heinz Kordel, 2002