Freienohler Trauer-Café und der Stumme Ochse von Köln

Unser Freienohler Trauer-Café und der Stumme Ochse von Köln
Wir beginnen unsere Information ganz einfach: Unser Freienohler Trauer-Cafè heißt ganz kurz: TC. Wir kommen zusammen monatlich jeden 3. Samstag von 14.30 – 17.30 Uhr im St. Nikolaus Pfarrheim bei hausgebackenem Kuchen und Kaffee.

Unsichtbarer Impulsgeber unseres TC ist der Stumme Ochse von Köln: Thomas von Aquin, Theologie+Philosophie-Professor der Universität Köln. Er gilt als wichtigster Lehrer seiner Zeit: 1225 – 1274. Sein Spitzname war sein Ehren-Name, verliehen von seinen Studenten. Zu seiner Zeit kannte man für die Trauer-Begleitung noch nicht die Vokabeln und Inhalte heutiger Fachliteratur: Psychoanalyse, Psychiatrie, spirituelle Mediation, mystagogisches Coaching und so weiter. Jetzt ist allerdings bekannt der Lehrsatz der Universitätsprofessorin Hanna Barbara Gerl-Falkowitz: „Geschichte ist der Humus für Gegenwart und Zukunft.“

So praktiziert, besser: lebt unser Freienohler TC diese Erfahrungen des Stummen Ochsen von Köln. Hier im Stil von Frage und Antwort über die Traurigkeit:
„Womit fügt der Mensch seinem Körper den größten Schaden zu?“ Thomas: „Von allen Leidenschaften der Seele schadet keine dem Körper so sehr wie die Traurigkeit.“
„Gibt es ein konkretes körperliches Heilmittel gegen die Traurigkeit der Seele?“ Thomas: „Tränen und Seufzer. Die sind der natürliche Weg, die Traurigkeit zu mildern.“
„Mitten in deinem Bestseller, mitten in der Summa Theol empfiehlst du sehr, sehr traurigen Menschen, immer wieder ein Bad zu nehmen. Kennst du etwa noch ein Heilmittel gegen die Traurigkeit der Seele? Thomas: „Beim heiligen Augustinus (gelebt um 400) könnt ihr lesen: „Ich schlief ein mit meinen Schmerzen, und als ich wieder aufwachte, haben meine körperlichen Schmerzen sehr, sehr nachgelassen.“ – „Das heißt: mein ausgeschlafener Körper erlebt schon für sich ein Glücksgefühl und das lindert die Traurigkeit.“
„Bitte noch so ein uraltes Heilmittel für die leidende Seele!“ Thomas: „So wie dein Freund sich dir gegenüber ganz herzlich verhält und so ganz selbstverständlich an deiner Trauer teilnimmt, so ist das für dich ein Trost. So trägt sich die Last der Trauer leichter, gerade so, wie das auch beim Tragen körperlicher Lasten der Fall ist. Noch wichtiger: Durch das Mitleid, das die Freunde mit dem Trauernden haben, erfährt der Trauernde, dass die Freunde den Trauernden lieben. Da also jedes sehr, sehr angenehmes Wohlgefühl, wie ich schon sagte, die Trauer mildert, so mildert auch das Mitleid des Freundes die Trauer.“
„Hast du einen Rat extra für die geplagte Seele?“ Thomas: „ Wie der müde Körper sich im Ausruhen entspannt, genauso notwendig braucht die müde Seele Entspannung. Also im geistigen und religiösen Frohsein entspannt sich die Seele!“
„Also, ich habe verstanden: schlafen, baden, spielen, Zusammensein mit Freunden! – Empfiehlst du auch ein geistiges, und ein religiöses Heilmittel für die Seele?“ Thomas: „Die größte Lust des Menschen ist die Schau hin zu Gott, das tiefste Verstehen der Wahrheit, der ganzen Wahrheit der Wahrhaftigkeit durch und durch. Jede, jede Lust mindert den Schmerz. Deshalb lindert die Schau der Wahrheit, die Kontemplation, das Wahrnehmen der Heiligkeit: Traurigkeit und Schmerz. Die größte Wahrheit, Heiligkeit, ist die Heilige Dreieinigkeit: Gott Vater – Gott Sohn Jesus Christus – Gott Heiliger Geist.“ Unser Erfahrungsaustausch zur Heiligen Dreifaltigkeit war geradezu spannend: Der Heilige Geist mithilfe der Bibel-Texte und der Gemälde-Kunst als Taube oder als Frau (im faszinierenden Fresko in der St. Jakobus-Kirche in Urschalling am Chiemsee).

Die Thomas-Zitate sind nachlesbar in seiner „Summe der Theologie“: I, II. 37 und 38 (im Internet auf Deutsch und Lateinisch) oder in dem Büchlein „Dummheit ist Sünde“ von Hans Conrad Zander; Patmos-Verlag, € 9,99. Was unsere Gäste miteinander besprechen, bleibt unter uns. Ausgenommen die Einladung mit der eigenen Erfahrung: nach 3-mal, 5-mal Dabeisein kommt man immer wieder.

Zum typisch christlichen Konzept unseres TC passt dieses Erlebnis in unserer St. Nikolaus-Kirche: Das Flüstern einer älteren Dame vor unserer Traurigen Muttergottes hat sie freundlich lächelnd erklärt: „Als mein Mann im Sterben lag, habe ich seine Hand festgehalten und zugeflüstert: Halt mir einen Platz im Himmel frei! – Ja doch, Schatz! hat er gehaucht. Unsere Schmerzhafte Muttergottes wird ihrem Sohn das auch ans Herz gelegt haben!“

Genau an dieser Stelle ist dieses Zitat sinnvoll: „Für die Christen gibt es auf die abgrundtiefe Frage nach dem Leid noch eine letzte Antwort, die alles umfängt und trägt: Es ist die Weltrevolution der Auferstehung. Und zwar nicht als Revolution, die der Mensch veranstaltet, sondern als die kosmische Umwälzung, die Gottes Antwort auf alles Leid der Welt ist. … Dieses Ziel heißt Auferweckung der Toten.“ (Gerhard Lohfink: Der neue Atheismus, S. 96)

Übrigens: zu unseren Freienohler Lebens-Zeichen – ganz im Sinne des Stummen Ochsen von Köln - gehören auch das Senioren-Cafè unserer Caritas, Mobi-Doc, unserer Schützenbrüder, das exquisite Baden im WoFi-Bad und, und, und dank des Tipps unseres Angelsportvereins Äsche das Lächeln zu unseren beiden Freienohler Wappen-Fischen. Die beißen sich nicht. Die mögen sich. – Wie im Freienohler Trauer-Cafè.


Heinrich Pasternak