Das Freienohler Wappen

Abschrift Zeitungsartikel vom 29.04.1950 anlässlich der Einweihung der neuen Volkshalle (Schützenhalle).

Entstehung Freienohls im Wappen symbolisiert

Zwei Höfe am Anfang  - Vor 600 Jahren Erhebung zur Freiheit – Der Wappenschmuck an der Volkshalle

An der Stirnwand der neuen Volkshalle, die morgen eingeweiht wird, ist das handgeschnitzte Wappen der Freiheit Freienohl angebracht. Dieses Wappen ist ein Sinnbild der Entstehungsgeschichte Freienohl. Es zeigt auf blauem Grunde ein silberfarbiges S, das mit drei goldenen Lilien geschmückt ist. Dieses S bedeutet den S-förmigen Lauf der Ruhr bei Freienohl. Das S zeigt auf den ältesten Siegeln in der Mitte Eingravierungen, die Fischköpfe darstellen. Somit besteht das S eigentlich aus zwei Fischen. Darin kommt die Entstehungsgeschichte des Ortes aus zwei Gehöften zum Ausdruck.

Schultenhof und Langelhof

Schon in frühgermanischer Zeit hatten sich im Ohl, wo Wasser, Wiese und Wald zusammentrafen, die ersten Bäume angesiedelt. Es bildeten sich zwei Höfe, der Schultenhof am Hügel und der Langelhof am Roa, die später Mittelpunkte von zwei Bauernschaften wurden. Obwohl die beiden Haupthöfe räumlich nur etwa 800 m voneinander entfernt lagen, haben die beiden Bauernschaften doch lange Zeit an ihrer Eigenständigkeit festgehalten. Als in der Zeit des Frankenkaisers Karl die Sachsen christlich wurden, blieb die Zweiteilung der Siedlung bestehen.

In kirchlicher Beziehung bildeten die Bewohner der beiden Bauernschaften zwei Bruderschaften. Jede hatte ihr eigenes Gotteshaus. Zum Schultenhofe gehörte eine Kapelle, die dem hl. Nikolaus geweiht war. Auf dem Grundstück des Langelhofes befand sich eine klösterliche Niederlassung „Unsere lieben Frau“.

Die Fische verbeißen sich

Jahrhundertelang hielten die Bauernschaften in westfälischer Zähigkeit an ihrer bodenständigen und kirchlichen Eigenrechtlichkeit fest. Eine Zeitlang bestand sogar ein regelrechter Streit um gewisse Sonderrechte, besonders um die Fischereigerechtsame. Jeder Hofverband erhob Anspruch auf das Recht, in der Ruhr frei fischen zu dürfen „mit Garn und Angelrute“. Der benachbarte Graf von Arnsberg sah sich als Landsmann genötigt, in diesem Streit schlichtend einzugreifen. Dafür wurde ihm als Gegenleistung „eine sichere Anzahl Forellen“ in Aussicht gestellt. – Durch den Fischereistreit ist es zu erklären, dass die beiden Fische im Wappen sich ineinander verbissen haben und mit den Schwanzflossen wild um sich schlagen.

Im Jahre 1364

Erst die Erhebung Freienohl zur Freiheit durch den Grafen von Arnsberg im Jahre 1364 brachte den Anstoß zur kommunalen und seelsorglichen Vereinigung der beiden Gemeindestellen. Doch dauerte es noch fast 100 Jahre, bis die Einheit Freienohls vollständig wurde.

Testament von Johannes Femme

Laut mündlicher Überlieferung sind die Schwestern (Devotessen) aus dem Frauenkloster Freienohl später nach Rumbeck umgesiedelt. Dadurch war das Ansehen der Liebfrauengemeinde zurückgegangen, das der Nikolausgemeinde dagegen gestiegen. Der Vorsteher des Schultenhofes hatte somit bestimmenden Einfluss auf beide Bauernschaften gewonnen. Um 1450 war ein Johannes Femme Inhaber des Schultenhofes. Es lag ihm viel daran, die beiden Bauernschaften endlich zu vereinen. Als Femme, der kinderlos war, seinen Tod herannahen fühlte, vermachte er im Jahre 1462 durch eine Schenkungsurkunde seine Wiese unterhalb des Schultenhügels der Kirche und knüpfte daran die Bitte, Gott möge geben, dass die beiden Bruderschaften eine Bruderschaft werden möchte, und das alles zu Ehren der Gottesmutter und seines Hofesherrn St. Nikolaus.

Die Einigung

Tatsächlich wurde bald darauf die Einheit Freienohls vollständig. Die frühere Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche, weil sie sich in besserem baulichen Zustande befand. Als Kirchenpatron wurde jedoch der Schutzheilige der Schultenhofkapelle, St. Nikolaus, gewählt. Das Wohnhaus des Pfarrers steht heute noch auf dem Grundstück des ehemaligen Schultenhofes.

Aus dieser Zeit der Einigung Freienohls (1462) stammt auch das Wappen der Gemeinde, das man dem alten Urkundensiegel entnommen hat.


 
Ein redendes Wappen

Die damaligen Gemeindeväter waren sich der Entstehungsgeschichte des Ortes voll bewusst. Als Zeichen der Einigung und Versöhnung der beiden Gemeindeteile wurden an den beiden s-förmig gezogenen Fischkörpern drei goldene Lilien angebracht.

Nach Jahrhunderten hatte sich das Siegel abgenutzt. Die Fischköpfe waren nicht mehr zu erkennen. So kam es, dass man das Wappen – leider am Sparkassengebäude – nur als liliengeschmücktes S darstellte.

Erst durch die Gemeindechronik der neuesten Zeit ist das Wappen in der ursprünglichen Form wiederhergestellt. In der neuen Volkshalle wird es nun einen ansprechenden Wandschmuck bilden. Das Wappen (2 m X 1,50 m) ist in Holz geschnitzt, ein beachtliches Werk des Freienohler Bildhauers Griesenbrock. Nun wird das Wappenschild jedem Heimatfreund ein geschichtlicher Hinweis sein; es ist ein redendes Wappen. Die Umschrift des alten Wappensiegels lautete: SIGILLUM  IN  VRIEGENNOLE 1461.
                              Fr. Kr.

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Literaturnachweis: Zeitungsartikel vom 29.04.1950 anlässlich der Einweihung der neuen Volkshalle (von Carsten Schulte)
Siegel: Eingescant aus dem Westfälischem Städteatlas, Freienohl