Das alte Strandbad 1931

Männer Umkleiden links, Frauen-Umkleiden rechts. In der Mitte das Eingangshäuschen, in dem gegen Ende der fünfziger Jahre ein Mann saß, den die Kinder liebevoll und ein wenig neckend "Käppe vom Schlammbad" nannten. Der Eintritt für die Kleinen kostete damals fünf Pfennig, und Kaspar Trumpetter (Lipskes Käppe) hatte seine helle Freude an ihnen, wenn sie sich im kalten Wasser tummelten. Es ist bereits über 70 Jahre her, dass das alte Strandbad unterhalb des Küppels feierlich eingeweiht wurde. Das Central Volksblatt berichtete am 25. August 1931: "...hat man in Freienohl ein Strandbad errichtet, das in seiner bevorzugten Lage seinesgleichen sucht. Still, versonnen liegt die Stelle, in wenigen Minuten vom Ort aus zu erreichen. Ein ausgedehnter, grasbewachsener Strand breitet sich hier aus. Ruhig fließt das bisher noch ungetrübte Wasser der Ruhr in einer Breite von 25 Metern, und auf der anderen Seite erhebt sich, steil ansteigend, der hochragende Küppel, das Wahrzeichen Freienohls." Die Baukosten hatten 7000 Reichsmark betragen.

 

Bekannter Luftkurort

Freienohl, das war in den dreißiger Jahren und auch noch nach dem Krieg ein vor allem im Ruhrgebiet bekannter Luftkurort. Er verfügte über eine höchst Leistungsfähige Gastronomie mit Gaststätten und Hotels und war Ziel vieler Sommerfrischler. Das Strandbad an der Ruhr stärkte - weil weit und breit einmalig - die Infrastruktur des Ortes.

 

An der alten Bleiche

Das Strandbad-Projekt war von dem Kreiskulturbaumeister Knie entworfen worden. Der Standort wurde als ideal bezeichnet, nicht nur wegen der schönen Lage, sondern auch wegen der guten Wasserverhältnisse. Der Platz, so berichtete der "Centräler" weiter, sei die alte Bleiche von Freienohl. Das Holz für den Bau des Strandbades habe die Gemeinde gestellt. Falls Kreis und Provinzregierung Zuschüsse gäben, könnten die Kosten für die Unterhaltung des Bades womöglich aus den Einnahmen durch die Eintrittskarten bestritten werden, berichtete das Central-Volksblatt.

Die Einweihung am 23. August 1931 wurde groß gefeiert. Das Bad war zwar schon einige Zeit in Betrieb, doch der offizielle Akt war hinausgeschoben worden, weil der Sauerländer Turngau damit sein erstes Schwimmfest verbinden wollte. zwölf Disziplinen wurden ausgeschrieben. Die Ausschreibung für dieses Schwimmfest können Sie hier nachlesen. Das Antreten der Gauvereine erfolgte mit Fahne nachmittags 2 Uhr am Hotel Bracht. Es wurde von dort geschlossen zum Schwimmbad marschiert. Anzug: Dunkler Rock, weiße Turnhose, blaue D. T.-Mütze. Es war zwar trocken an diesem Feiertag, doch so kühl, dass die Wassertemperaturen nicht über 14 Grad hinauskam. 

 

Heute Vogelwiese

Im Jahre 1959 war das Strandbad den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Morsch das Holz, längst nicht mehr so rein das Wasser. So verschwanden die Umkleidkabinen, der Steg in die Flussmitte und auch die von Ketten gehaltenen Balken, die das so genannte Kinderbecken markierten.
Schon längst befindet sich auf dem Gelände des alten Strandbades hinter den TuRa-Sportplatz und den Tennisplätzen die Vogelwiese der St.-Nikolaus-Schützenbruderschaft. Weil auf die Vogelstange im Langel (am jetzigen Eingang des 2. Kompanieplatzes) nach einem Unfall aus Sicherheitsgründen nicht mehr geschossen werden durfte, bauten die Schützen in den Küppel hinein einen Kugelfang und schießen seitdem am Schützenfest über die Ruhr hinweg. Vom Strandbad ist nichts mehr zu sehen. Geblieben sind freilich Erinnerungen - vielleicht sogar die eine oder andere Postkarte - an eine Zeit, in der es eine beinahe luxuriöse Freizeiteinrichtung war.

 

Prospekt des Verkehrsvereins

Luft- und Schwimmbad Freienohl

Landesverkehrsverband Westfalen e.V.
Prospektschutzgebühr 5 Rpf.
Erscheinungsjahr: 1934

Literaturnachweis:
Theo Hirnstein, Westfalenpost, 28.08.1996
Ausschreibungsunterlagen von 1931

Bildnachweis:
Dieter Schwefer, Freienohl