Die Küppelkapelle

Seit über 110 Jahren ist die Küppelkapelle ein Wahrzeichen für den Ort Freienohl. Ihre Erbauung im Jahre 1902 war Beispiel für das Engagement und den Zusammenhalt des Dorfes. Die waldreiche Landschaft des Küppel oberhalb der Ruhr bietet eine idyllische Kulisse für das kleine Kirchlein, von dem aus man eine beeindruckende Sicht auf den Ortskern von Freienohl hat. Seit der Erbauung war die Küppelkapelle ein Ziel für Christen, die den Ort zur Besinnung und zum stillen Gebet aufsuchen. Spaziergänger und Wanderer schätzen die Kapelle bis heute als Möglichkeit für eine Rast.

Bau der Küppelkapelle

Am 10. Februar 1902 stellte Fräulein Josefina Schroer, bekannt als Hebamme "Tante Fina", im Namen des Armen-Seelen-Vereins an die Gemeinde Freienohl den Antrag, im Küppel eine Kapelle zu errichten. Drei Tage später teile Gemeindevorsteher Kehsler mit, "... den Bauplatz unentgeltlich herzugeben, vorausgesetzt, dass die neue Kapelle ungefähr auf die Stelle der jetzigen zu stehen kommt, dass der Bau eine Zierde des Prozessionsweges und in jeder Hinsicht würdiger wird. - Ein Beitrag kann ebenso wenig in bar als in Abgabe von Holz geleistet werden."

Die jetzige Kapelle hatte also ein Vorgängerin. Es soll ein kleiner Fachwerkbau mit einem von Säulen getragenen Vordach gewesen sein. Die Kapelle war die Hauptstation der jährlich begangenen Küppelprozession.
In einer Liste trugen sich Freienohler, Olper und auch Bürger aus Berge mit zumeist 50 Pfennig-Spenden ein. Weitere Geldmittel wurden mit der Durchführung einer Lotterie aufgebracht.
Begeistert von der Idee der neuen Kapelle im Küppel arbeiteten die Bürger Freienohls beim Bau tatkräftig mit. Der jetzige steinerne Bau entstand ausschließlich in Eigenleistung der Bevölkerung, die Bruchsteine z.B. wurden mühsam in Schubkarren zur Baustelle gefahren. Die Kapelle wurde dem hl. Josef geweiht, also dem Schutzpatron der Sterbenden. Die Figurengruppe auf dem Altar, in der Darstellungsweise der Zeit, dem Nazarener-Stil, zeigt die Todesstunde Josefs.

Ein Herz-Jesu- und ein Herz-Mariä-Bildnis finden sich in dem bleiverglasten Seitenfernstern. Diese bleiverglasten Fenster sind Arbeiten des Freienohler Malers Martin Pautsch.

 

St. Michael erhebt sein Schwert in einer Mauernische über der Eingangstür. Die schmiedeeisernen Leuchter und das Absperrgitter vor dem Altar sind Arbeiten aus Freienohler Handwerksbetrieben

Restaurierung und der Kapellenverein

Anfang der achtziger Jahre war die Küppelkapelle in schlechtem Zustand. Aufgrund der Tatsache, das die Pflege der Kapelle über mehrere Jahre vernachlässigt wurde, waren umfangreiche Restaurierungen notwendig. Dem Verfall des Kirchlein Einhalt zu gebieten, traten entschlossen einige Freienohler zusammen. Dies war die Gründungsstunde des Küppelkapellenvereins

Rechtzeitig zum achtzigsten Geburtstag wurde die Kapelle von Grund wiederhergestellt. Das Dach wurde erneuert, der Innenraum verputzt sowie ein Fenster musste teilweise rekonstruiert werden, da es durch Vandalismus zerstört wurde. Am 20. Juni 1982 wurde die Kapelle in einer feierlichen Zeremonie neu geweiht.

1985 wurde eine großflächige Umgestaltung des Kapellenvorplatzes durchgeführt. Der alte Altar aus der St. Nikolaus Kirche erhielt einen Standort direkt neben der Kapelle. Im Inneren des steinernen Tisches wurde eine Schriftrolle mit der Kapellenchronik eingemauert.

Am 13. April 1988 wurde die Kapelle als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. Seit der Verlegung einer Stromleitung, wird die Küppelkapelle Nacht für Nacht beleuchtet; ein weithin sichtbarer Blickfang in der Dunkelheit.

Die Küppelprozession

Die Tradition der Freienohler Küppelprozession ist älter als die Küppelkapelle. Die Motive der Prozession und ihr Alter sind nicht bekannt. Eine Überlieferung besagt, das einst ein schweres Unwetter mehrere Tage über Freienohl tobte und nicht üben den Küppelberg hinweg zog. Dem Gewitter sollen mehrere Häuser zum Opfer gefallen sein. In ihrer Verzweifelung besannen sich die Einwohner auf ihren Glauben und gelobten die Ausrichtung einer jährlichen Prozession, wenn ihr Dorf verschont werde. Auf dieses Ereignis zurückgeführt wird gleichfalls die Errichtung der ersten Küppelkapelle. Dieses Gelübde wurde anlässlich des 100 jährigen Jubiläum der Kapelle bei der Küppelprozession im Jahre 2002 wiederholt. Damals wie heute heute ist die Station an der Kapelle eine Zierde der Küppelprozession.

Innenansicht der Küppelkapelle

Literatur:
Kirchen, Kapellen, christliche Zeichen in der St. Nikolaus-Gemeinde Freienohl, 1979
100 Jahre Küppelkapelle Freienohl, Küppelkapellenverein Freienohl, Stephan Klauke, 2002

Bildnachweis:
Bilder 2 und 4: Stadt Meschede, Kulturamt, 2002 www.meschede.de
Bilder 1 und 3: Karl-Heinz Kordel, 2002